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Verbrannte Bücher

Claudia Weishäupl gab Einblicke in Leben und Werk von Kurt Tucholsky. Fotos: Krejcik
Claudia Weishäupl gab Einblicke in Leben und Werk von Kurt Tucholsky. Fotos: Krejcik

Werke von Autoren, die in der NS-Zeit verfolgten wurden, standen beim Literatur-Treff im Mittelpunkt.

Dieter Körber stellte den Autor Ernst Toller vor
Dieter Körber stellte den Autor Ernst Toller vor

Karben. „Mensch sein, Mensch bei allem bleiben, Mensch sein heißt Unrecht bei der Gurgel fassen“. Diese Zeilen stammen von Erich Mühsam. Der linke deutsche Schriftsteller und politischer Aktivist wurde 1934 im Konzentrationslager ermordet.

Mühsams Schicksal und künstlerisches Werk wurde beim Leseabend „Verfolgte Dichter, verbrannte Bücher in der NS-Diktatur“ im Kuhtelier vorgestellt, zu dem der Literatur-Treff eingeladen hatte. Vor knapp 40 Zuhörern skizzierte Dieter Körber die politische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung in Deutschland von der Weimarer Republik bis zur Bücherverbrennung am 10. Mai 1933. Diese habe zur „größten kulturellen Auswanderung der Weltgeschichte“ geführt, sagte Körber.

Mit dem Leseabend leistete der Literatur-Treff seinen Beitrag zur Ausstellung „Legalisierter Raub“, die derzeit im Bad Vilbeler Kurhaus gezeigt wird (www.kultur-bad-vilbel.de). Vereinsmitglieder stellten die Autoren Walter Benjamin, Erich Mühsam, Else Lasker-Schüler, Joseph Roth, Ernst Toller, Kurt Tucholsky sowie Stefan Zweig vor und gaben Einblicke in deren literarisches Schaffen. Rosie Cordsen-Enslin und Walter Enslin vom Literaturtreff unterhielten mit Gesang und Gitarre.

Hans Kärcher berichtet aus dem Leben von Erich Mühsam und liest Gedichte vor. So sei er trotz dessen, was er erlebt habe, ein lebenslustiger Mensch gewesen, sagt Kärcher. „Er drückte sein Lebensgefühl in Gedichten aus“. Kärcher zitiert unterhaltsame Reime zum Thema Anarchie, zu „Revoluzzern“ sowie Mühsams Gedanken zu den Vegetariern der „Reformbewegung“, die der Autor mit leichtem Spott zu Papier brachte.

Tucholsky habe sich um einfache Sprache bemüht, „weil er einfache Menschen ansprechen und unpolitische Leser durch Lachen zur Einsicht bringen wollte“, so Claudia Weishäupl. Sie zitierte aus „Deutschland erwache“, das er im schwedischen Exil geschrieben hat. „Dass der Nazi dein Todesurteil spricht, Deutschland, hörst du das nicht?“ Tucholsky habe schon frühzeitig vor dem Erstarken der politischen Rechten gewarnt. Er sei gegen „deutschen Militarismus“ und den „Glauben an die Obrigkeit“ eingetreten, „doch seine Warnungen verhallten ungehört“, so Weishäupl. Am 29. Oktober beschäftigt sich der Literatur-Treff mit „Schreibenden Frauen“. (kre)