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Vitamin-Kur für die Kernstadt – Architekt Karl-Heinz Groll möchte auf dem Woolworth-Areal ein städtisches Entree errichten

Bad Vilbel. Er hat eine Skizze, ein Modell – und natürlich auch einen Plan. Der Frankfurter Architekt Karl-Heinz Groll (62) möchte damit die Entwicklung der Bad Vilbeler Innenstadt vorantreiben. Er will das zirka 9000 Quadratmeter große Areal hinter dem Biwer-Kreisel, zwischen Frankfurter Straße, Kasseler Straße und Wiesengasse komplett neu gestalten. Dort, wo sich das alte Volksbankgebäude, das Woolworth-Kaufhaus und viele kleine Läden sowie ein Abschlepp-Unternehmen befinden, könne ein Ensemble aus Büroturm, Kaufhäusern und Parkhaus entstehen.

Groll betont, er wende sich mit seinen Plänen als „leidenschaftlicher Architekt“ und Privatperson an die Bad Vilbeler Stadtpolitik. Er selbst sei in keiner Partei. Die Studie ist noch ein reiner „Baumassen-Entwurf“, der ausloten solle, welche Proportionen auf dem Grundstück möglich sind.

Das Areal am westlichen Eingang zur Kernstadt wollte bereits der frühere parteilose Baustadtrat Dieter Peters neu gestalten. Doch widerstreitende Interessen der Grundstückseigentümer verhinderten bislang die weitere Planung. Genauer haben sich auch die SPD-Kommunalpolitiker mit ihrem Berater, dem früheren Frankfurter Stadtplaner Martin Wentz, das Areal im Februar 2005 betrachtet. „An diesem Schandfleck zur Kasseler Straße hin, der seit über zehn Jahren unverändert ist, muss dringend etwas verändert werden“, forderte der SPD-Vorsitzende Udo Landgrebe seinerzeit.

Groll moniert nun auf dem „sehr exponierten Grundstück den Torso kleiner Häuser, die in die Jahre gekommen sind“. Bei der etwa 110 Meter langen Häuserzeile an der Frankfurter Straße handele es sich städtebaulich um ein Filetstück, das mindestens gleichwertig mit dem Zentralparkplatz-Gelände sei.

Jahrzehntelang habe man „nichts gemacht in der Kernstadt, jetzt kommt plötzlich alles zusammen“. Nach der Realisierung von Dortelweil-West sei es nun die große Aufgabe, Bad Vilbel in seiner exponierten Lage am Rand der Großstadt Frankfurt städtischer zu machen. „Bad Vilbel muss seinen Dorf-Charakter nach und nach verlieren“, fordert Architekt Groll.

Die exponierte städtische Lage erlaube hinter dem Biwer-Kreisel „selbstbewusst einen signal- und fernwirkenden, 30 bis 40 Meter hohen Büroturm“ mit bis zu zehn Etagen. Dessen Höhen-Niveau orientiere sich an der städtebaulichen Achse zum Schöllberg hin, schlägt Groll vor. Davor könne eine Plaza mit Brunnen geschaffen werden. Auch solle der große Baum auf dem bisherigen Sparkassen-Gelände in einer Grünfläche erhalten bleiben. Neben dem Bürogebäude sei eine zwei bis drei Etagen hohe Kaufhaus-Bebauung denkbar.

Auf dem restlichen Grundstück bis zu dem Obstladen an der Ecke Wiesengasse stellt Architekt Karl-Heinz Groll mit seinem Entwurf ein drei bis vier Geschosse hohes Ärztehaus zur Diskussion. Im hinteren Bereich des Areals, zur Kasseler Straße hin, plant er eine vier bis fünf Geschosse hohe, „taghelle Hochgarage“ mit bis zu 300 Stellplätzen.

Mit diesen Skizzen hat Groll bereits Kontakt zur Firma Hochtief aufgenommen, die ihr grundsätzliches Interesse bekundet habe, dort als Projektentwickler und Investor aufzutreten. Normalerweise engagiere man sich dort erst ab einer Größenordnung von 50 Millionen Euro. Für das Vilbeler Vorhaben kalkuliert Groll mit einem Volumen von 40 Millionen Euro. Auch mit dem Ersten Stadtrat Jörg Frank (CDU) und dem Bauamt hat der Architekt bereits Kontakte geknüpft und will dort sein Modell zur Verfügung stellen.

Der Bad Vilbeler Makler Gerald Meiß soll demnächst das potenzielle Verkaufsinteresse für die bis zu zehn erforderlichen Grundstücke ausloten. Eines davon gehört der Stadt. Die Drogeriekette Rossmann habe zwar für ihren Laden einen Acht-Jahres-Vertrag. Doch man könne sie herauskaufen. Auch Woolworth und die Abschleppfirma hätten bereits bekundet, den Standort verlassen zu wollen.

Als „sehr schönes Eingangs-Entree für Bad Vilbel“ bezeichnet der Stadtrat und Stadtentwickler Rüdiger Wiechers (CDU) das Areal am Biwer-Kreisel. Allerdings gebe es derzeit um Woolworth herum aus städtebaulicher Sicht „nichts Erhaltenswertes, das muss alles weg“. Entstehen solle ein Gegenstück zur Neuen Mitte. Allerdings könne das Kaufhaus Woolworth durchaus stehen bleiben, ergänzt etwa durch ein Parkhaus und attraktive Ladenflächen, findet Wiechers. Er habe bereits Kontakt zu den Investoren geknüpft, die hinter Woolworth stehen.

Entgegen seiner hemdsärmeligen Art, die zum Aufbruch bei der Neugestaltung der Innenstadt antreibt, sieht Wiechers beim Woolworth-Areal jedoch erst „in einigen Jahren“ Handlungsbedarf. Zunächst einmal gehe es darum, in zwei Schritten die Projekte Ströbel-Areal mit Parkhaus sowie den Marktplatz in der Neuen Mitte und die Mediathek zu realisieren. Da müsse man „einen Schritt nach dem anderen tun“, gibt er zu bedenken. „Sonst kommt man ins Stolpern.“