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Vom Gebäude bis zur Glaubenstradition

Pfarrer Johannes Misterek präsentiert die neue Broschüre »Wissenswertes zur Evangelischen Kirche Dortelweil«. Foto: Fauerbach
Pfarrer Johannes Misterek präsentiert die neue Broschüre »Wissenswertes zur Evangelischen Kirche Dortelweil«. Foto: Fauerbach

Bad Vilbel. »Kirchen prägen seit Jahrhunderten das Bild unserer Städte und Dörfer. Sie sind steingewordene Zeugnisse des christlichen Glaubens«, schreibt Pfarrer Johannes Misterek in der Einleitung des neuen Kirchenführers »Wissenswertes zur evangelischen Kirche Dortelweil«. Herausgegeben haben ihn der Gemeindepfarrer und der Kirchenvorstand.
Redakteur Michael J. Linke präsentiert in dem 40-seitigen Kirchenführer die Ergebnisse seiner sorgfältigen Recherchen zur Baugeschichte des Gotteshauses. Pilger auf der Bonifatius-Route wie auch Besucher werden »auf Schritt und Tritt entdecken, dass die Kirche kein toter Bau aus Steinen ist, sondern erfüllt ist von Geist und Leben aus einer langen Überlieferung des Glaubens der Menschen, die diesen Ort geprägt haben«, schreibt der Geistliche.
Ziel des Kirchenführers ist es, Pilgern und Besuchern zu ermöglichen, »die einzelnen Objekte gewinnbringender zu betrachten«. Leser finden Informationen zur Ortsgeschichte. Funde aus der Bandkeramikzeit (etwa ab 4000 v. Christus) lassen darauf schließen, dass bereits auf der früheren Dortelweiler Gemarkung ab der Jungsteinzeit Menschen siedelten.
Dortelweil wurde erstmals schriftlich in einer Schenkungsurkunde von Egina im Jahr 784 an das Kloster Lorsch erwähnt, vor allem Informationen zum Kirchengebäude und seiner Ausstattung. Es wird angenommen, dass am Ende des 1. Jahrtausends in Dortelweil eine Kapelle am heutigen Standort der Kirche vorhanden war. Wann genau eine Kirche errichtet wurde, ist nicht dokumentiert. Wie das Kirchengebäude vom 14. bis 17. Jahrhundert aussah kann, wie der Redakteur ausführt, »nur unter Einbeziehen von Fakten gemutmaßt werden«.
Informationen zum Gebäude werden durch Wissenswertes zum Dachreiter, dem Geläut, zum Kircheninnen- und zum Altarraum ergänzt. Weitere informative Kapitel sind Orgel, Kanzel, Kruzifix, Emporen und der Hauptstütze des Dachreiters gewidmet. Ebenfalls Erwähnung finden das Gemälde »Kreuzabnahme Christi«, die Schnitzgruppe »Verkündigung an Maria« und die sehr gute Kopie des Gemäldes »Salvator mundi« von Quentin Massys, die kulturgeschichtlich und geistlich gewürdigt werden.
Der alte Friedhof, der bis 1835 belegt wurde, erstreckt sich rund um die Kirche. Grabstätten und Grabsteinreste sind steinerne Zeugen. Auch das älteste Kunstwerk Dortelweils, eine Sandsteinplatte voller Rätsel, wurde auf dem Kirchenareal gefunden. Für welchen Zweck die Platte am Ende des Hochmittelalters etwa um 1250 bearbeitet wurde, konnte bisher nicht enträtselt werden. Auch woher und wie sie nach Dortelweil kam, ist nicht geklärt. Dafür werden mithilfe des Kirchenführers viele Fragen zur Kirche und zur Glaubenstradition in Dortelweil, dessen Bevölkerung bis 1544 dem katholischen Glauben angehörte, beantwortet. Der neue Kirchenführer »Wissenswertes zur evangelischen Kirche Dortelweil« liegt in einer Auflage von 500 Exemplaren seit Pfingstsonntag vor. Die reich bebilderte Broschüre kann gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro bei der evangelischen Kirchengemeinde in Bad Vilbel-Dortelweil erworben werden. (fau)