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Vom Roman zum Film

In der Corona-Krise stimmen sich die Regisseure Oliver Becker und Janine Karthaus (Laptop) vom Open Mind Ensmble (OME) mit Autorin Nicola Piesch (rechts) per Videochat ab. Foto: Fauerbach
In der Corona-Krise stimmen sich die Regisseure Oliver Becker und Janine Karthaus (Laptop) vom Open Mind Ensmble (OME) mit Autorin Nicola Piesch (rechts) per Videochat ab. Foto: Fauerbach

Karben. Ein Drehbuch zu schreiben, einen Film zu planen und dann zu drehen ist zu allen Zeiten eine Herausforderung. Unter den Corona-Einschränkungen gestaltet sich so ein Projekt noch einmal schwieriger. Neben allen künstlerischen Herausforderungen gilt es die finanziellen zu meistern. Umso mehr freut sich das Open Mind Ensemble (OME) über die Förderzusage vom Wetteraukreis für ihr Filmprojekt »Run« mit Mitteln aus dem Projekt »Demokratie leben!«, das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. »Die Förderung deckt rund 35 Prozent der Produktionskosten ab. Deshalb sind weitere Förderer und Spender für unser soziales Kunstprojekt willkommen«, sagt Oliver Becker.
Der Karbener führt gemeinsam mit der Musicaldarstellerin und Schauspielerin Janine Karthaus Regie. Unterstützt wird das Duo bei der Dramaturgie von Regisseurin Heike Englisch. Am Drehbuch von »Run« wie der Arbeitstitel lautet, schreibt in enger Abstimmung mit den Regisseuren Nicola Piesch. Sie hat »Run« gewählt, »weil Rennen und Laufen im körperlichen und im übertragenen Sinn im Kurzfilm eine große Rolle spielen wird.« Grundlage für das Drehbuch bildet ihr Jugendroman »Graf Müllratte«, der bereits literarische Vorlage für das gleichnamige, sehr erfolgreiche Theaterstück des OME war.
»Ein Film ist nachhaltiger als ein Theaterstück«, begründet Becker den Genrewechsel. Ermöglicht wird dieser, weil Autorin Piesch offen für Bearbeitungen ihres Stoffes ist. »Wir entnehmen Bausteine aus dem Buch, dessen Inhalte sich gut transformieren lassen, und interpretieren sie neu. Die Filmgeschichte wird sich vom Buch und Theaterstück unterscheiden. Allerdings spielt die Handlung dieses Mal nicht wie im Roman in der Schule, sondern in einem anderen Kontext. Machtspiele begegnen uns aber überall«, sagt Piesch.
Der Kurzfilm, er dauert 45 Minuten im Kinoformat, dessen Träger das Literaturforum Karben ist, greift die Themen sexuelle Vielfalt, Diskriminierung, Ausgrenzung und Diversität, also Verschiedenheit auf. »Viele Facetten sind bereits im Jugendroman enthalten«, sagt Becker. Die Handlung basiert auf den Werten »du bist du, egal wie du aussiehst, wen du liebst, wo du herkommst oder wie alt du bist«.
»Im Film wird das ritualisierte Täter-Opfer-Muster aufgebrochen. Wir wollen ein neues Verständnis wecken«, sagt die Autorin. Angeboten werden keine Lösungen, sondern die Zuschauer werden zur Auseinandersetzung mit den Themen, zum Nachdenken und Interpretieren angeregt. Daraus können sich dann Lösungen wie bei den Theaterstücken »Müllratte« und »Alice« ergeben«, fügt Becker hinzu. Bedingt durch die Corona-Pandemie konferieren Drehbuchautorin Piesch aus Bad Homburg sowie die Regisseure Becker aus Karben und Karthaus aus Rheinland-Pfalz einmal in der Woche per Video.
Dreharbeiten Ende Juli
Das Trio arbeitet am Drehbuch, bespricht die Besetzung der Rollen. Jeder der 30 Darsteller, die zwischen 16 und 75 Jahre alt sind, bekommt eine Rolle auf den Leib geschrieben. Gedreht wird zehn Tage lang in Karben und im Kreis Offenbach ab Ende Juli. Die Drehtage plant Produktionsassistent Sven Schreiter minutiös, denn »ein Drehtag ist teuer«, sagt Piesch.
Die Musik zum Film komponiert Patrick Bohlender von Pabo Music aus Nidderau. Der Kurzfilm soll in Zusammenarbeit mit der Schönecker Filmproduktion Roko Media von Robert Kohlmeyer ab dem 12. März 2021 in den regionalen Kinos laufen.