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Vor dem Gelingen steht das gekonnte Hinfallen – Bezirksmeisterschaften der Kunstradfahrer in Petterweiler Sporthalle

Karben. Sie drehen sich, sie springen und sie stellen sich sogar auf die Lenker ihrer Räder, die wagemutigen Kunst- und Einradfahrer bei der Bezirksmeisterschaft in der Petterweiler Sporthalle. Neben der körperlichen Fitness ist bei diesem Sport eines jedoch noch wichtiger: „Der Mut, sich all das zuzutrauen“, sagt Marie Arndt (16). Seit sechs Jahren trainiert sie die Übungen am Kunst- und Einrad beim Radsportverein Klein-Karben (RSV), der den Wettkampf ausrichtete.

Bei ihren ersten Versuchen und bei neuen Figuren stützte sie anfangs noch ein Trainer, bevor sie alleine losrollen konnte. „Man muss erst 20-mal hinfallen, bevor man es alleine macht“, sagt die Schülerin. Lange habe sie nach einem passenden Sport für sich gesucht, bis sie auf den kunstvollen Radsport gekommen ist. Einmal die Woche trainiert sie bei Heinz-Wilhelm Hartmann, dem Sportwart für Kunstrad, macht dort auch Muskeltraining und Dehnübungen. Insgesamt zirka 30 Jugendliche trainieren derzeit beim RSV Ein- und Kunstrad. Doch gerade die Konzentration sei sehr wichtig, erklärt Marie Arndt. Denn die Übungen werden immer schwerer.

Bei der Bezirksmeisterschaft, die eine Qualifikation für die Hessenmeisterschaft ist, startet sie mit zwei weiteren Mitstreiterinnen. Fünf Minuten hat sie Zeit, um vor vier Juroren ihre Kür zu präsentieren. „Wir gucken, dass die Wegstrecke ausgefahren wird, nach der Haltung, Wacklern und ob einer hinfällt und wie lange er dann auf dem Boden bleibt“, erklärt Jurymitglied Bärbel Jung.

Der Jury liegt eine Liste mit Figuren vor, die von der jeweiligen Klasse beherrscht werden können. Nach diesem Reglement wird bewertet. Marie Arndt hofft mit der perfekten Ausführung der Steigerübungen, das bedeutet sie fährt auf dem Hinterrad und dem Sattellenkerstand, dabei steht sie mit einem Fuß auf dem Sattel mit dem anderen auf dem Lenker, zu punkten. Auch das Rückwärtsfahren bringt ihr Punkte, das sei aber auch eine schwierige Sache. „Das lenkende Rad ist hinten“, erklärt sie. „Das ist beim Fahren ein ganz anderes Gefühl.“ Marie holt sich schließlich den dritten Platz. Trainer Hartmann ist trotzdem zufrieden: „Eine der Übungen hatten wir erst vor kurzem mit reingenommen.“

Bevor er vor die Jury tritt, geht auch Benjamin Meyer (24) noch mal seine Figuren durch. Er ist mit Abstand der älteste Kunstradfahrer in der Halle und gehört zur Elite in Deutschland. Der mehrfache Hessenmeister – so genau weiß er es nicht mehr – trainiert seit 16 Jahren beim Radsportverein Wölfersheim und wird als „Star“ gehandelt. Er trainiert im B-Kader und fährt bei den Qualifikationen zur Weltmeisterschaft mit. Wenn er hochkonzentriert auf seinen Drahtesel steigt, wird er bewundernd beobachtet. Denn Meyer zeigt schwierige Programmpunkte wie den Sattel- und den Lenkerstand genauso wie eine Drehung zweimal um die eigene Achse, während er auf einem Rad fährt. „Der Knackpunkt ist der Sprung“, erklärt der Student. Er meint den Sprung mit den Füßen vom Sattel auf den Lenker. Das sei eine Herausforderung, die auch beim Üben nicht immer klappen will. Konkurrenz hat er in Petterweil nicht. In seiner Altersklasse ist er der Einzige. Doch Kunst- und Einradfahren ist keine Sportart, die man nur alleine ausüben kann. In Gruppen von bis zu sechs Fahrern zeigten die vor allem weiblichen Radlerinnen im Alter von sieben bis etwa 16 Jahren beeindruckende Choreographien, bei denen sie die Vorderräder vom Boden lösten, Figuren fuhren und sich synchron im Kreis drehten.

Janina Lux vom RSV Klein-Karben kam auf den zwölften Platz in der Klasse B der Schülerinnen. Melina Albert holte sich den sechsten Platz in der C-Klasse. Beim Vierer-Einrad der Juniorinnen wurden Marie Arndt, Tanja Walles, Aline Schulz und Verena Gadon Zweite. Beim Vierer-Einrad der A-Klasse der Schüler belegten Jost Arndt, Rüdiger Krämer, Heike Müller und Tanja Walles den ersten Platz.

Alle Ergebnisse unter www.rsb-taunus-wetterau.de.