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Warten auf das Flut-Konzept – Stadt holt Gutachten über Niederschlagsmengen ein

Karben. Sie hatten sich Details zum Konzept gegen Schlammfluten in Klein-Karben erhofft – doch die Besucher der kürzlich tagenden Ortsbeiratssitzung in der „Ludwigshöhe“ wurden enttäuscht. Das Konzept gibt es noch gar nicht.

Derzeit werde ein Gutachten beim Deutschen Wetterdienst abgefragt, das Auskunft über bisherige und mögliche Niederschlagsmengen gebe, berichtet Stadtrat Jochen Schmitt. Danach werde das Konzept erst in der Betriebskommission der Stadtwerke beraten. Danach wolle er es im Ortsbeirat vorstellen, verspricht Schmitt. Das Konzept solle „binnen der nächsten Wochen“ fertig werden.

Was die Anwohner natürlich nicht abhält, ihre Sorgen erneut zu schildern: Martha Weil und ihr Mann aus dem Tannenweg zum Beispiel sind gekommen, um die Politiker zu bitten, nicht nur an den Folgen der Überschwemmungen herumzudoktern. Ende Mai und Anfang Juni waren bei zwei Schlammfluten Keller und Garagen im Tannenweg vollgelaufen. Eine Idee der Stadt, um so etwas zu verhindern: Zwischen Feld und Grundstücken könne eine Gehölzinsel entstehen. Davon versprechen sich Anwohner wie auch Landwirte nichts. „Wollen wir nicht an der Ursache anfangen?“ fragt Martha Weil. Sie, weitere Nachbarn und auch die Bauern verweisen darauf, dass die Gräben zugewachsen und seit Jahren nicht mehr freigemacht worden seien. „Dann sucht sich das Wasser einen anderen Weg“, sagt Landwirt Klaus Gepp. Der führte im Juni über sein Feld und das von Thomas Weber. Bei der Ernte haben beide nun massive Ausfälle. „Das sah traurig aus“, berichtet Anwohnerin Weil. Auf die zugesetzten Gräben hätten die Bauern seit Jahren hingewiesen. Gefordert, dass die Stadt sie aushebt. Doch nichts geschah. „Das ist laut Tiefbauamt nicht gewollt“, sagt Weber, „weil sonst noch mehr Wasser in den Kanal fließt.“

Wie ihnen das Wasser aus der Kanalisation in die Keller hereindrückte, berichteten Anwohner aus dem Selzerbachweg. Sich dagegen zu schützen, sei Aufgabe der Hauseigner, erinnert Stadtrat Schmitt an die Gesetzeslage. Die Stadt müsse nur sicherstellen, dass von der Straße kein Wasser in die Häuser eindringe. „Bei Starkregen werden immer auch Straßen überflutet“, erklärt Schmitt. „Die Kanäle so zu dimensionieren, damit das verhindert wird, kann sich keine Kommune leisten.“

Nach einer guten halben Stunde stoppt Ortsvorsteher Rainer Wortmann (CDU) die Diskussion. „Wir sollten mal die Experten an den Tisch holen“, sagt er. „Sonst philosophieren wir hier noch stundenlang.“ (den)