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Was ein Altartuch mir sagen kann – Das Wort zum Sonntag

Man sagt, dass die Gestaltung eines Zimmers etwas über den Bewohner aussagt. Auch ein Kirchenraum drückt mit den Einrichtungsgegenständen etwas Bestimmtes aus. So ist der Altar von allen Seiten zu sehen und hat somit seine zentrale Bedeutung. Bibel, Kreuz und Kerzen sind zudem auf dem Altar zu finden. Sie stehen zeichenhaft dafür, worum es im christlichen Glauben und in der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen und Zweifler zentral geht. Und noch eines fällt hier ins Auge: meist schmückt ein Altartuch, auch Parament genannt, im Kirchenjahr mit wechselnden Farben und Symbolen zu sehen, den Tisch des Herrn. Was will solch ein Parament zum Ausdruck bringen?

In der Dortelweiler evangelischen Kirche hängt seit Beginn der Adventszeit ein neues, modernes Parament. Mit leuchtenden violetten Farben in verschiedener Intensität spricht es unmittelbar an. Entworfen hat es der im christlichen Bereich allseits bekannte Künstler Andreas Felger, der es dann von einer Paramentenstickerin gekonnt anfertigen ließ. Auffällig ist das rechteckige hell violette Feld in der Mitte, das noch einmal durch einen umrahmten weißen Schlitz heraus sticht. Wie wirkt dieses Altartuch auf den Betrachter, sei es hier beim Anschauen oder bei einem Gottesdienstdienstbesuch? Den unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Es ist wie bei allen Kunstwerken: die Freiheit des Sehens und Deutens soll mir gut tun. So kann es mir sofort oder später etwas sagen, kann mir in meiner Andacht weiter helfen. Sehe ich das Weiß im mittleren Feld, denke ich zum Beispiel an das Licht, das durch einen Spalt einer leicht geöffneten Tür in meinen Weltenraum dringt. Im wohl bekanntesten Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit“ lesen und singen wir in der letzten Strophe: „Komm o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.“ Könnte dies eine Botschaft sein, die in diesem Parament enthalten ist? Sinn macht doch alles, was mich zur Besinnung bringt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine besinnliche Adventszeit.

Matthias Gärtner,

Pfarrer der Ev. Kirche

Dortelweil