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Wasser marsch! -Jugendfeuerwehren aus sieben Stadtteilen üben gemeinsam für den Ernstfall

Bei einer Großübung aller Karbener Jugendfeuerwehren bewies der Feuerwehrnachwuchs sein Können unter realistischen Bedingungen.

Karben. Eben herrschte auf dem weitläufigen Hof von Familie Hess in der Ortsmitte Okarbens noch idyllische Feierabendruhe. Damit ist es vorbei, als Feuerwehrsirenen ertönen. Nun setzt Trubel ein. Mit Blaulicht und in rasanter Fahrt biegen mehrere Feuerwehrfahrzeuge um die Ecke und auf den Hof. Aus den Autos springen Mitglieder der Karbener Jugendfeuerwehren.

Richtige Reihenfolge

Es handelt sich um eine Großübung aller Karbener Jugendfeuerwehren. Und dabei wird den Jugendlichen vorher nicht verraten, worum es geht, ganz wie im echten Leben, bei dem die Einsatzkräfte vorher auch nicht wissen, was auf sie zukommt. „Zwar stellen sie auf dem Weg viele Fragen, doch wir verraten möglichst nichts“, sagen Christian Becker, stellvertretender Stadtbrandinspektor, und Fabian Scholz, Jugendwart in Okarben.

Damit, dass man die Großübung den Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Okarben voranstelle, wolle man die Bedeutung der Jugendfeuerwehren als Zukunft der Feuerwehren betonen, sagt Becker. 64 Jugendliche haben mitsamt ihren Jugendwarten an der Übung teilgenommen. Zehn Feuerwehrfahrzeuge kamen zum Einsatz.

Für die Übung wird angenommen, dass es in mehreren Gebäuden des Hof-Ensembles brennt und dass mehrere Personen vermisst werden. Für den Nachwuchs kommt es darauf an, die zuvor in den Übungsstunden geprobten Abläufe in der richtigen Reihenfolge und in der dafür vorgesehenen Zeit zu absolvieren.

Vor allem zu Beginn steht den Jugendlichen die Anspannung ins Gesicht geschrieben, zumal zahlreiche Schaulustige zusehen. Sie rollen Schläuche aus und warten auf weitere Anweisungen ihrer Jugendfeuerwehrwarte bis es heißt: „Wasser marsch!“ Andere laufen mit Tragen umher, um die vermeintlich Verletzten zu finden und zu retten. Diese werden dann auf schnellstem Weg zur Sammelstelle gebracht, wo sie im Ernstfall von Sanitätern versorgt würden.

Liv (9) spielt eine verletzte Person. „Meine Mutter hat mich mit Theaterschminke so geschminkt“, erzählt sie. Marc (12) und Franziska (11) haben sie „gerettet“ und zu einer Bank getragen. Die Verletzten werden gemimt von Kindern der Gruppe „Firekids“ aus Okarben, die vor eineinhalb Jahren gegründet wurde und sich großer Beliebtheit erfreue, sagt Betreuerin Rosi Steppuhn. „Bei den Firekids machen Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren mit; ab zehn dürfen sie zur Jugendfeuerwehr“, erklärt Steppuhn.

Nach einer guten halben Stunde sind alle Brände „gelöscht“ und alle Verletzten „gerettet“. Danach ist den Jugendlichen die Erleichterung anzumerken, entspannt stehen sie zusammen und tauschen sich über das Erlebte aus. „Cool war es“, sagen Benni und Rafael (beide 13) aus Klein-Karben. Sie machen bei der Jugendfeuerwehr mit, „weil’s Spaß macht“, sagen Marc und Franziska aus Okarben. Christian Becker und Wehrführer Werner Becker danken Familie Hess für die Unterstützung. „Wir haben in unserer langjährigen Geschichte als Landwirte schon mehrfach die Feuerwehr in Anspruch nehmen müssen. Daher freuen wir uns, wenn wir uns revanchieren können, indem wir unseren Hof für eine Übung zur Verfügung stellen“, sagt Walter Hess. Seine Familie hat bei der Übung zugeschaut. Anschließend habe Tochter Nelli (8) verkündet, dass sie beim nächsten Mal auch „Verletzte“ spielen möchte, erzählt ihr Vater. Nach der Übung fahren alle zum Gerätehaus, um den Abend beim Würstchenessen ausklingen zu lassen. (kre)