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Wehret dem „Anfüttern“

Bad Vilbel. Zwei sprechen sich ab, verdienen beide dabei und verraten nichts. Mit diesem Satz brachte Gabriele Bojunga, langjährige Mitarbeiterin der Antikorruptionsorganisation Transparency International (TI), bei einer Veranstaltung der FDP das Unwesen von Korruption auf den Punkt.

Bestechen, erkaufen, verführen, verderben. Mit all diesen Bedeutungen kann das lateinische „corrumpere“ übersetzt werden, aus dem sich das Wort Korruption ableitet. Transparency International definiert Korruption „als Missbrauch von anvertrauter Macht zum privaten Vorteil.“ Nicht gerade viele Zuhörer waren der Einladung der FDP-Bürgermeisterkandidatin, Gesine Wambach, gefolgt, um Gabriele Bojungas Vortrag „über Korruption und Vetternwirtschaft und die Versuchungen bei staatlichen Bediensteten“ zu hören.

Wie viele Skandale in Deutschland beweisen, ist Korruption keineswegs auf ärmere Länder beschränkt. Auch empfindet es die Referentin als beschämend, dass Deutschland die Konvention der Vereinten Nationen gegen Korruption (UNCAC) nicht ratifiziert hat.

Als einen Erfolg von Transparency bewertet Gabriele Bojunga, dass nun in Deutschland Bestechungsgelder, die für Projekte im Ausland gezahlt wurden, nicht mehr von der Steuer abgesetzt werden können. Korruption werde aber immer noch oft verschwiegen und bagatellisiert. Das sogenannte „Anfüttern“ in Form von harmlosen Vergünstigungen, Einladungen und anderen „Gefälligkeiten“ stehe oft am Beginn von Korruptionsversuchen. Deshalb plädierte Gabriele Bojunga für die Verankerung des Themas in der Forschung und bei der Ausbildung. Zudem sollten Schutzmaßnahmen für Hinweisgeber vereinbart werden. Im Unterschied zu Organisationen wie Greenpeace ist der Ansatz von Transparency nicht konfrontativ, sondern Konsens suchend. Demnach versteht man sich den Regierungen sowie den Konzern- und Firmenleitungen gegenüber als gleichgestellter Unterstützer bei der Bekämpfung von Korruption. So sind zwar auch Konzerne Mitglied bei TI, jedoch ist der jeweilige Jahresbeitrag auf 5000 Euro begrenzt, um so die eigene finanzielle Unabhängigkeit zu sichern.

Die Bekämpfung von Korruption muss nach Ansicht von Gesine Wambach in den Kommunen beginnen. Oberstes Gebot sei die Transparenz von Verwaltungsentscheidungen, zudem sollten Richtlinien zur Korruptionsbekämpfung erstellt und Mitarbeiter geschult werden. Wambach ist als Angestellte der Wetterauer Kreisverwaltung seit Juni 2009 als Antikorruptionsbeauftragte tätig. Allerdings nur mit fünf Prozent ihres Arbeits- und Zeitbudgets. Das sei zu wenig, wandte Gabriele Bojunga ein; sie hält eine Aufstockung auf mindestens 50 Prozent für notwendig. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Funktion lediglich Feigenblatt-Charakter zukomme. (hir)