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Wie Anna Birk ein Jahrhundert überlebte – Ihren 101. Geburstag im Altenzentrum gefeiert

Bad Vilbel. Anna Birk feierte vor einer Woche ihren 101. Geburtstag im Altenzentrum Heilsberg. Wenn ihre Töchter die gebürtige Niederbayerin liebevoll einen „bayerischen Dickschädel“ nennen, ist diese Titulierung keineswegs respektlos gemeint. Im Gegenteil: „Sie hatte ein sehr hartes Leben. Wäre sie nicht so eine starke Frau gewesen, hätte sie es nicht schaffen können“, ist Tochter Christa Weingart überzeugt.

In Röhrnbach im Bayerischen Wald nördlich von Passau erblickte die Jubilarin als Anna Peterhansl am 8. August 1906 auf einem Bauernhof das Licht der Welt. Aufgewachsen bei ihren Großeltern, ging sie im Alter von 19 Jahren nach Frankfurt. Sie fand eine Stellung als Schwesternhelferin im städtischen Krankenhaus.

1936 heiratete sie den Schneider Otto Birk. Mit ihm und mehreren Schneidergesellen wohnte und arbeitete sie in der Allerheiligenstraße. Tochter Christa und Sohn Lothar waren schon geboren, mit Tochter Renate war sie gerade schwanger, als am 28. März 1944 das Haus mit einem großen Teil des alten Frankfurt zerbombt wurde. Mit nassen Betten wurde die Familie aus dem Keller gerettet und musste vom Main-Ufer aus zusehen, wie ihre Stadt brannte. Das Birk-Haus wurde nie mehr aufgebaut.

Die Familie kam in die Nähe von Bayreuth. Dort wurde später Renate geboren. Trotz der Schwangerschaft arbeitete Anna Birk in der Landwirtschaft mit. Die Arbeit kannte sie vom Bauernhof in Röhrnbach.

Nach dem Krieg kehrte die Familie zurück nach Frankfurt. Doch die Ehe ging in die Brüche. Ohne seine berufliche Existenz verlor der Vater, der sich immer gegen die Nazis gestellt hatte, den Halt. Der Druck, die Familie durchzubringen, war zu groß. „Er hat einfach die Kurve nicht mehr gekriegt“, meint Tochter Christa. So stand sie nach dem Krieg als alleinerziehende Mutter da. Geld vom Staat gab es damals nicht. Also schuftete sie im Heddernheimer Kupferwerk, den späteren Vereinigten Deutschen Metallwerken, um sich und ihre Kinder zu ernähren. Als die Töchter mit ihren Familien nach Nieder-Erlenbach und der Sohn nach Italien zogen, blieb sie in Eschersheim. Weil sie es allein nicht mehr schaffte, zog sie mit 91 Jahren um auf den Heilsberg. (bep)