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Wie die Rendeler leben – Ortsbegehung richtet sich vor allem an Neubürger im Stadtteil

Karben. Die knapp 20-köpfige Gruppe vor dem Alten Rathaus in Rendel versteckt sich unter Regenschirmen. Es ist kalt und nieselt. Für Rainer Obermüller, dem Führer der Gruppe, ist es nicht leicht, Skizzen und Fotokopien von geschichtlich bedeutenden Plätzen des Karbener Stadtteils unter freiem Himmel zu zeigen. Obermüller hat vorgesorgt und wichtige Daten unter Folie gebannt.

Die Führung fand statt in Zusammenarbeit von SPD-Ortsbezirk Rendel und der Initiative „Rendel lebt“. Sie wendet sich vor allem an Neubürger. Mit dabei sind auch Bürgermeister Roland Schulz und Stadtrat Jochen Schmitt (beide SPD). „Die Beschäftigung mit der Geschichte ist ein wichtiger Aspekt im Rahmen der Dorferneuerung. Bis September sind noch Anträge von privater Seite möglich“, informierte Obermüller vorab. Vorhaben wie der Aufgang zur Kirche und der Dorftreff seien bereits umgesetzt worden, sagte er.

Deren Vorstandsmitglied Gerhard Altmann nutzte die Gelegenheit, während der Führung Neubürger kennen zu lernen. Zu ihnen zählten Udo Lehmann und Elisa Zanardi. Das junge Paar lebt seit April 2006 in dem Karbener Stadtteil. „In Rendel ist man nahe an Frankfurt, wo ich arbeite und hat doch ländliche Atmosphäre. Unter der Woche bestehen gute Bus-und Bahnverbindungen“, lobte Lehmann und zählte weitere Vorteile als Rendeler wie etwa das Sammeltaxi oder die guten Öffnungszeiten des Bürgerbüros auf. Zanardi bemängelte, dass es in Rendel keinen Lebensmittelmarkt gebe und man zum Einkaufen ein Auto brauche. Sie vermisse einen traditionellen Dorfmittelpunkt, wo man sich treffen und unterhalten könne.

Während das Paar das Leben im modernen Rendel unter die Lupe nahm, berichtete Obermüller über die Historie. Sämtliche Häuser in Rendel seien nach 1700 gebaut worden, da ein Großbrand 1667 alles in Schutt und Asche gelegt habe. Rendel sei ein geschlossenes Haufendorf. Die Kirche sei das älteste Gebäude. Viele eindrucksvolle Fachwerkhäuser fielen auf. Rendel habe keine Stadtmauern aufzuweisen, sondern einen Hain als Begrenzung mit einer Unter-und Oberpforte als Zugänge. Weitere Informationen gab es zum Lehrerhaus oder der Unterpforte. Am Wasserwerk von 1907, im Jugendstil erbaut, verrieten Sylvia und Achim Wolter, warum sie vor einem Jahr von Frankfurt nach Rendel gezogen sind. „Wir wollten aus der Stadt heraus, nicht zuletzt wegen unseres Kindes“, sagten beide. Ein Problem sei, von Rendel zur Bahnstation zu kommen, auch vermisse sie eine „nette Gastronomie“, sagte Sylvia Wolter.