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Zunahme illegaler Drogen

Diskutieren den Bericht der Beratungsstelle (von links): Beatrix Falkenstein Lutz Illhardt, Guido Rahn, Ricarda Müller-Grimm und Jörg Heinz. Foto: Fauerbach
Diskutieren den Bericht der Beratungsstelle (von links): Beatrix Falkenstein Lutz Illhardt, Guido Rahn, Ricarda Müller-Grimm und Jörg Heinz. Foto: Fauerbach

Karben/Bad Vilbel. Diplom-Pädagoge Lutz Illhardt von der Beratungsstelle Suchthilfe und Suchtprävention für Bad Vilbel und Karben (SHSP) stellte den Jahresbericht 2021 für beide Städte vor. Teilnehmer waren Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU), Bad Vilbels Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm (SPD) und Jörg Heinz, Leiter des Fachbereichs Soziale Sicherung der Stadt Bad Vilbel, und mit der Gesundheits- und Sozialökonomin Beatrix Falkenstein, die neue Leiterin der Einrichtung Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe für den Wetteraukreis.
Illhardt informierte, dass unter den schwierigen Umständen der Pandemie im Berichtsjahr 146 (2020:162) Menschen in 584 (2020: 616) Beratungsgesprächen in Bad Vilbel und Karben beraten (2019: 129) wurden. Hiervon entfielen 82 Klienten mit 334 Beratungsgesprächen auf Bad Vilbel und 64 Klienten mit 252 Beratungsgesprächen auf Karben. »Dies ist ein leichter Rückgang von der Anzahl der Klientel und der Beratungsgespräche besonders in der Beratungsstelle Karben.«
Mehr Leute bereit
zu Therapien

Bei 33 (2020: 52) Beratungen handelte es sich um einen Einmalkontakt. In 28 Fällen (2020: 20) konnten Menschen in stationäre Maßnahmen der Suchtkrankenhilfe vermittelt werden. Mehr Leute seien bereit, eine Therapie zu machen. »Von den 146 Personen, die Beratungsangebote wahrnahmen, waren 124 selbst von einer Suchtproblematik betroffen, 22 gehörten zum sozialen Umfeld waren Angehörige oder Freunde«, sagte Illhardt.
Im Zusammenhang mit einer Alkoholproblematik wurden 67 Menschen betreut. »Die Leute versinken im Homeoffice, eine verstärkte Trinkfreudigkeit ist festzustellen«. In 47 Fällen war Haschischmissbrauch oder Abhängigkeit der Beratungsanlass. »Der Bereich illegaler Drogen ist stark angestiegen. Der Bereich Alkohol ist fast wie im Vorjahr mit 52 Fällen gleichgeblieben. Meist gebe es ein Alkoholproblem bei Leuten ab dem 55. Lebensjahr. Insgesamt hatten 78 Personen Probleme im Zusammenhang mit dem Konsum illegaler Drogen.
In sieben Fällen waren Mediennutzung und pathologisches Glücksspiel der Beratungsanlass. Lediglich ein bis zwei Spielsüchtige suchten pro Jahr die SHSP auf. In diesem Bereich liege die Gefahr oft im Poker online spielen.
Problem: Legalisierung
von Cannabis

Beim Blick auf die Altersstruktur der Gesamtklientel zeige sich, dass davon 14 Jugendliche unter 15 Jahren waren. Sie sind teils gefährdet, teils suchtkrank (Cannabis, Amphetamine). »Diese bekommen die Dramatik von suchtkranken Eltern in ihren Familien mit, was für sie psychisch schwierig ist.« Illhardt sieht in der Legalisierung von Cannabis ein großes Problem, da auf billiges Cannabis synthetisches aufgespritzt werde, um eine bessere Qualität vorzutäuschen. »Die ganze Sucht ist dramatisch und immer ein großes Elend. Klienten sterben nicht mehr wie früher sofort, sondern heute meist an den Folgen später. Das Leid der Familie ist groß.«
Beraten werden in der SHSP alle hilfesuchenden Menschen mit Suchtproblemen. Dazu gehören ohne Alterseinschränkung gefährdete und abhängige Menschen von legalen und illegalen Suchtmitteln wie Alkohol, Medikamente, Cannabis, Ecstasy, Kokain, Heroin und weitere sowie Personen mit Spielsucht und anderen stoffungebundenen Abhängigkeiten.
Hilfe finden zudem Angehörige und sonstige Bezugs- oder Kontaktpersonen des genannten Personenkreises. »Im Berichtsjahr beendeten insgesamt 89 Menschen die Betreuung. Regulär wurde sie in 71 Fällen beendet, davon 16 Klienten in stationäre Behandlung weitervermittelt. 55 Klienten beendeten die Betreuung planmäßig, 18 brachen sie ab.« Schwierig war es in der Pandemie die Beratungsarbeit aufrechterhalten, Öffentlichkeitsarbeit und Prävention mussten zurückgestellt werden. »Es gab kaum Präventionsaktivität und auch die Jugendschutzaktionen entfielen. Das Projekt cool sein, cool bleiben wurde 2020 nur in Teilen durchgeführt.«
Von Christine Fauerbach