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Zwei Varianten im Finale

Ein sehr städtisches Bebauungskonzept mit Mehrfamilienhäusern und eines mit mehr Reihenhäusern: Zwischen diesen beiden Varianten fällt die Entschei- dung zum Bebauen des Sportplatzes am Park in Groß-Karben. Die Politik soll im März final beschließen. Dafür deutet sich eine überaus ungewohnte Koalition an.

Karben. Nicht nur die Lösung ist es, für die Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU) ins Schwärmen kommt, sondern schon der Entscheidungsprozess zur Bebauung des KSG-Sportplatzes in Groß-Karben. „Einzigartig“ intensiv sei die Öffentlichkeit eingebunden.

Dreimal hätten die Volksvertreter aus dem Parlament darüber beraten, zweimal die direkten Nachbarn. Zuletzt saßen noch Groß-Karbens Ortsbeiratsmitglieder dabei. „Sehr sachlich, wunderbar“ sei diskutiert worden, freut sich Stein.

Einziges Manko: Getagt wurde stets hinter verschlossenen Türen, da es um konkrete Investoren und deren Preise ging. Nur recht allgemeine Informationen gab der Stadtrat nun an die Öffentlichkeit heraus. Eine Vorentscheidung fiel am vergangenen Donnerstag: Aus anfangs 15, dann neun und zuletzt fünf haben die Politiker zwei Konzepte für die finale Entscheidung ausgesiebt.

„Beide Vorschläge sind recht ähnlich“, erklärt Stein. Beide erfüllten alle von der Politik und den Anwohnern vorgegebenen Wünsche. Beide brächten mehr Geld in die Stadtkasse als bisher geplant, wenn auch unterschiedlich viel.

Der Erlös des Verkaufs der 9200 Quadratmeter sei nur „ein Kriterium von mehreren“, beteuert Stein. Es gehe um eine Grundsatzdiskussion: „Wollen wir mehr städtisches Wohnen in Mehrfamilienhäusern oder mehr Reihenhäuser?“

Eine soziale Lösung

So möchte die Berliner Firma Wohnkompanie sechs Mehrfamilienhäuser errichten und an der südlichen Front des Grundstücks zehn Doppelhäuser. Dagegen will das Rastatter Unternehmen Weisenburger die West-, Süd- und Ostseite mit 29 Reihen- und Doppelhäusern füllen. In der Mitte bliebe Platz für zwei Mehrfamilienhäuser.

„Beide Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile“, findet Otmar Stein. Mehr Reihenhäuser könnten zu weniger Verkehr führen. Hingegen schätzt er persönlich die sechs Mehrfamilienhäuser als städtebaulich sinnvoller ein. Schon weil die jüngsten Baugebiete stets kleinere Häuser für Familien boten.

Mit der umgebenden Bebauung des Hessenrings biete sich an, neben die dortigen Mehrfamilienhäuser weitere zu stellen. Doch auch zwei soziale Aspekte sprächen für den Vorschlag der Wohnkompanie, meint der Stadtrat: „Dort entstehen auch kleinere Mietwohnungen, die für geringere Preise zu haben sind.“

Droht mehr Verkehr?

Das sei sinnvoll, sagt Stein: „Wir haben viele Anfragen, besonders von älteren Menschen, die ihre Häuschen aufgeben und lieber in kleinere Einheiten ziehen wollen.“

Erst vor kurzem hatte die Gewerkschaft IG Bau auf dieses bundesweite Problem hingewiesen: Damit Senioren große Wohnungen räumten und Platz für Familien schafften, schlug sie 5000 Euro Umzugsprämie vor. „Das Grundproblem haben wir definitiv auch in Karben“, sagt Otmar Stein.

Mit diesen Argumenten liegt er in überraschender Koalition mit der SPD: Die unterstütze diese Lösung, erklärt ihr Stadtverordneter Harald Ruhl. „Es wäre gut, wenn dort bezahlbarer Wohnraum entsteht.“ Als direkter Anwohner unterstützt er auch privat diese Lösung.

Allerdings folgen offenbar nicht alle Politiker dieser Argumentation. „Wir präferieren eine nicht so starke Bebauung“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Rosemarie Plewe – sprich: die Weisenburg-Lösung mit rundherum Reihenhäusern. „Das führt zu nicht so viel Verkehr“ wie der Bau der sechs Mehrfamilienhäuser. „Das war ja auch im Fokus der Anwohner“, erinnert Plewe, „weil es dort ja schon Verkehrsprobleme gibt.“

Durchaus ist der Unterschied merklich: Die Mehrfamilienhaus-Lösung böte insgesamt 63 Wohneinheiten an, rechnet Stadtrat Stein vor. Die Reihenhaus-Lösung dagegen nur 44. Allerdings: Da in den Wohnungen wohl im Schnitt weniger Menschen wohnten als in den Häusern, werde die Gesamtzahl der neuen Einwohner bei beiden Lösungen recht identisch sein.

Die finale Entscheidung sollen die Stadtverordneten in ihrer Sitzung im März fällen. Doch müsse auch noch der Regionale Flächennutzungsplan für den Sportplatz-Umzug an die Waldhohl geändert werden, erinnert Heiko Heinzel, Chef des Fachbereichs Bauen im Karbener Rathaus. „Ziel ist, dass wir beides ab Mitte nächsten Jahres bauen.“ (den)