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Wo Türme gen Himmel wachsen – Ortsbeiratsmitglieder und Anwohner beschäftigten sich mit den Bauplänen des neuen Investors

Karben. So hatten sie alle sich das nicht vorgestellt: Eine Handvoll Nachbarn, Mitglieder des Klein-Kärber Ortsbeirates, die Stadträte Jochen Schmitt (SPD) und Otmar Stein (CDU) waren vor Ort – nur der Investor fehlte. Statt neuer Details über das Bauprojekt An der Loh, der Bebauung des Geländes des ehemaligen König + Neurath-Werkes I an der Rendeler Straße, gibt es nun neue Forderungen an den Investor: Er soll auf das Gebäude fürs betreute Wohnen verzichten.

Erst eine Viertelstunde vor dem Beginn der Sitzung habe sich der Investor gemeldet „und gesagt, dass er es nicht schafft“, berichtet Ortsbeiratsmitglied und CDU-Fraktionschef Mario Beck.

Die Nachbarn dagegen sind froh, überhaupt einmal einen Blick auf die Baupläne des 13-Millionen-Projekts der Badenia Gewerbebau GmbH zu erhaschen. „Was für ein Turm wird denn das?“, interessierte Petra Alves-Pinto. Sie wohnt direkt neben dem bisherigen Schauraum von König+Neurath. Dort, wo dessen Seitenwand heute wunderschön begrünt aufragt, könnte bald die Fassade des 1500 Quadratmeter großen Rewe-Super- und Getränkemarktes entstehen – und zwar mit noch einmal drei Stockwerken Altenheim darauf.

„Das wird nicht höher als bisher“, beruhigt Stadtrat Stein. Auf eine Fünf-Meter-Front von Rewe kämen drei Stockwerke des Heims. Macht 14 Meter Gesamthöhe, „also auf dem heutigen Niveau“, schätzt auch Ortsvorsteher Reinhard Wortmann (CDU). Trotzdem fordert der Ortsbeirat: Der vordere der drei Altenheim-Riegel soll so weit wie möglich auf dem Rewe-Dach nach hinten verschoben werden, damit das Gebäude nicht turmgleich über der Straße aufragt.

Auf der anderen Seite des Geländes, an der Lohgasse, fürchtet sich Nachbarin Gertrud Pröber vor dem gegenüber geplanten Gebäude für betreutes Wohnen: „Was für ein Monster soll das denn werden?“ sagt sie, als sie die Pläne sieht. Die sind bisher so ungenau, dass nicht genau erkennbar ist, wie weit das Gebäude über das heutige Straßenniveau hinausragen wird. Schätzungsweise wohl 8,75 Meter – und damit so viel wie die höchsten Giebel der bestehenden Bebauung gegenüber. „Das ist doch da reingeknallt“, ärgert sich Ortsbeirat Rainer Züsch (SPD). „Das passt nicht zum Bild der Straße.“ Investor Badenia soll nun das Projekt noch mal ohne den Block durchkalkulieren, fordert der Ortsbeirat. Und bekommt dafür von einem der Führer der CDU/FWG/FDP-Koalition Rückendeckung. „Wir können nicht alles nur nach Gewinnmaximierung zubauen lassen“, sagt Guido Rahn, der Chef des Planungsausschusses und der Stadt-CDU. „Nach drei Jahren ist der Investor weg und wir haben täglich den Ärger.“ Gertrud Pröber bittet: „Lassen Sie den Anwohnern noch ein bisschen Lebensqualität.“ (den)