Veröffentlicht am

100 Jahre – MdL Siebel: „Unsere Tradition heißt Fortschritt“

Karben. Aus Anlass ihres 100. Geburtstags hatte die Klein-Karbener SPD zu einem Vortrag über Kultur und Bildung in der Geschichte der Arbeiterbewegung eingeladen. „Unsere Tradition heißt Fortschritt, also die permanenten Veränderungsprozesse der SPD gerade in Hinblick auf Kultur und Bildung. Aber es sind keine Veränderungsprozesse, die sich an opportunistischen Moden, oder an Umfragen orientieren. Unsere Veränderungsprozesse sind das Ergebnis gesellschaftlicher Veränderungen“, erklärte Michael Siebel, Sprecher für Kunst, Wissenschaft und Medien der SPD, der als Referent geladen war.

Die Arbeitervereine erlangten als Bewegung größte gesellschaftliche Bedeutung. Sie verfolgten vor allem Bildungszwecke, errichteten Volkshäuser und boten Möglichkeiten zur kollektiven Gestaltung der Freizeit. In Deutschland wuchsen die Arbeitervereine nach 1900 zu Massenbewegungen. „Die Arbeitervereine waren bedeutend für Identitätsbildung, indem sie der drohenden sozialen und materiellen Verelendung entgegenhielten. Sie wirkten quasi als Erweiterung der einzelnen Arbeiterpersönlichkeit“, erklärte Michael Siebel in seiner Rede.

In Karben habe dies seinen Ausdruck im „Gesangsverein Teutonia“ gefunden, dessen erstes Domizil die Gaststätte „Zum goldenen Engel“ war, und in der freien Turnerschaft, die beide 1911 zum „Arbeitergesangsverein und freie Turnerschaft“ fusionierten. Ein Jahr später fuhren die beiden Karbener Mitbegründer der SPD, Konrad Schneider und Hermann Jökel zum ersten Deutschen Arbeiterturnfest nach Leipzig, wie der Sohn Willy Jökel in seinen „Streiflichtern“ von 1987 vermerkte. Von den neun Gründungsmitgliedern der Klein-Karbener SPD lebte im Jahr 1987 lediglich noch Anna Stork, die weiteren Gründungsmitglieder sind allesamt im Krieg gefallen.

Referent Siebel thematisierte das Dritte Reich in seiner Rede nicht weiter. Die SPD wurde in diesen Jahren verboten, aber die Sozialdemokratie fand nach 1945 „schnell wieder zu sich“. In den sechziger Jahren stand die hessische Schulpolitik verstärkt unter dem Postulat, die Gleichheit der Bildungschancen zu gewährleisten. Der Ausbau der Realschulen zumeist an Mittelpunktschulen und der Gymnasien diente einem großen Ziel, wie Siebel versicherte.

Neben der Rede des Landtagsabgeordneten unterhielten die Karbener Naturfreunde mit Liedern aus der Arbeiterbewegung, zu denen im Publikum eifrig mitgesungen und mitgeklatscht wurde. (sdr)