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70 Säcke voll Müll – Umweltschützer und Bürger sammeln in Naturschutzgebieten Unrat zusammen

Karben. Zum Müllsammeln in den Karbener Stadtteilen hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Ortsverband Karben-Ilbenstadt, der Nabu und die Stadt wieder einmal aufgerufen. Und am Samstag war es soweit. BUND-Vorstandsmitglied Ulrike Loos suchte mit Freiwilligen den etwa vier Kilometer langen Abschnitt des Wiesenbachgrabens in Groß-Karben, von der Mündung bis zum Ludwigsbrunnen, nach Müll ab. Der Graben liegt ihr besonders am Herzen, da die Naturschutzorganisation dort eine Bachpatenschaft übernommen hat. „Vor 20 Jahren begannen wir, die Aue durch Pflanzaktionen aufzuwerten. Durch das Anpflanzen von Hartriegel, Wildrosen und Haselnusssträuchern entstanden Rückzugsgebiete für Hasen. Vögel decken in den Gehölzen ihren Nahrungsbedarf“, informierte Loos.

Die fleißigen Müllsammler rücken mit Arbeitshandschuhen und blauen Müllsäcken zum Einsatz aus. „Es ist beliebt, Müll in der Landschaft zu deponieren“, sagt Loos. Sie hat in der Vergangenheit nicht nur unzählige Säcke Müll, sondern auch viele Erfahrungen diesbezüglich gesammelt. Zu den sperrigsten Fundstücken gehörte ein Moped, zu den aufregendsten eine Pistole. Die Bandbreite dazwischen ist groß, reicht von Autobatterien und Fahrrädern über Grünschnitt und Plastikmüll bis zu Zeitungsstapeln. Die wilde Entsorgung von Pfandflaschen und Dosen hat abgenommen, die von Wohlstandsmüll zugenommen. Loos zählt Kochtöpfe und Windeln auf sowie Bauschutt. 60 Prozent des Müllaufkommens in Deutschland besteht aus Bauschutt, Bodenaushub oder Straßenaufbruch.

Helfer Dietrich Schlitzer fischte mühevoll eine Plastiktüte aus dem Bach. In ihr befanden sich zwei Bügeleisen, ein Autoradio, ein elektrischer Wasserkocher und eine Plastikdekoration. Schlitzer ist BUND-Mitglied, unterstützt die Aktion seit Jahren aktiv. „Ich leide unter der zunehmenden Vermüllung der Landschaft“, begründet er seine Motivation. Zwei andere Mitstreiter, Hans-Jürgen Kuhl und Christel Zobeley, haben festgestellt, dass „Müll oft an Bächen oder in Kurven, wo man langsam fahren kann, entsorgt wird“. Am Radweg an der Nidda sei ersichtlich, dass viele Leute gezielt dorthin führen, um Müll abzuladen, sagen die beiden Sozialdemokraten, die Mitglieder im Ortsbeirat Groß-Karben sind. Wie Loos nach der Aktion mitteilte, sammelten etwa 45 Teilnehmer an der Aktion rund 70 Säcke Müll sowie Sperrgut ein. Die Säcke werden von Mitarbeitern des Bauhofs entsorgt. Die Kosten trägt die Allgemeinheit. „Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Unverschämtheit“, findet Loos. Zu den kuriosesten Fundstücken gehörten Büro- und Gartenstühle, eine Satellitenschüssel und ein Ölfass. Eine besonders dreiste Begebenheit ereignete sich am Ludwigsbrunnen: Ein Unbekannter nutzte die Parklücke zwischen den Autos der Müllsammler, um seinen Abfall dort abzuladen. (gia)