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Aussicht auf Kuhhandel -Grüne Ortsbeiräte haben es in Groß-Karben, Petterweil und Okarben in der Hand, wer dort Ortsvorsteher wird

Karben. Es war „nur“ ein Plus von drei Prozent, doch hat der Wahlerfolg die Grünen zur drittstärksten Kraft in Karben aufsteigen lassen. Nun umwerben CDU und SPD die Partei. Sie brauchen grüne Stimmen, um ihre Ortsvorsteher durchzusetzen. Hartmuth Plewe oder Hans-Jürgen Kuhl in Groß-Karben? Raif Toma oder Matthias Flor in Okarben? Willi Börstler oder Rosemarie Schwaab in Petterweil? In drei der sieben Stadtteile haben weder der CDU- noch der SPD-Kandidat genügend Stimmen, um von der eigenen Partei zum Ortsvorsteher gewählt zu werden.

In allen drei Orten müssen sich nun grüne Politiker entscheiden: Wählen sie den schwarzen oder den roten Kandidaten? „Wir würden das gerne autonom in den Ortsteilen klären“, sagt der grüne Parteichef Gerrit Rippen. Am liebsten wäre es ihm, „wenn die persönliche Atmosphäre“ die Entscheidung brächte und die Abwägung, mit welchem Partner grüne Politik besser umgesetzt werden könne. Was wohl für die CDU spräche.

Seit kurz nach der Wahl laufen deshalb Gespräche. In Groß-Karben ist das schon erledigt, in Petterweil soll es noch geschehen, sagt Rippen. In Okarben, wo er selbst in den Ortsbeirat gewählt wurde, habe er den CDU-Kandidaten Toma getroffen und SPD-Amtsinhaber Flor bat ebenfalls um ein Gespräch.

Die Besetzung der drei Posten hat natürlich Auswirkungen auf die Gewichte in der Stadtpolitik. Kurz nach ihrem fulminanten Wahlsieg bot die CDU den Grünen einen Stadtratsposten in der Stadtregierung an. Dann müsste die in der Wählergunst abgestürzte SPD auf einen Stadtrat verzichten – was den Genossen wohl schwer fällt, da ihre bisherigen Stadträte Regina König-Amann und Adolf Koch weitermachen möchten.

„Grundsätzlich würden wir gerne einen Posten im Magistrat besetzen“, sagt Gerrit Rippen. Denn seit April 2010 sind die Grünen nicht mehr in der Regierung vertreten, als die Amtszeit von Rippens Vater Gerd als Erster Stadtrat regulär auslief.

Doch habe auch die SPD den Grünen „ein ähnliches Angebot“ gemacht, berichtet Rippen. Also eine Kooperation der Schwachen? „Sinnvolle Initiativen im Parlament sind auch aus der Opposition heraus möglich“, sagt Rippen.

Um ihre zwei Stadtratsposten zu sichern, kommt aus SPD-Kreisen der Vorschlag, die Zahl der ehrenamtlichen Stadträte von sechs auf acht zu erhöhen. Diese Idee stößt zwar bei der CDU auf wenig Gegenliebe. Doch für Rippen böte sie den Vorteil, „jede Fraktion zwanglos beteiligen“ zu können. Wenn Bürgermeister Guido Rahn (CDU) als einziger Hauptamtlicher weitermachen wolle, könnten ihm acht Ehrenamtliche besser unter die Arme greifen als bislang sechs.

Eine Entscheidung falle wohl bis Ende kommender Woche, schätzt Rippen. „Das wird sehr kontrovers diskutiert“, berichtet er. „Ich fürchte, es wird auf einen Kuhhandel hinauslaufen. Auch wenn wir das nicht wollen.“(den)