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Gelebtes Miteinander

Frauen internationaler Herkunft begegnen sich beim Frühstück

Um die reichlich gedeckte Frühstückstafel haben sich (v.l.) versammelt: Renate Becker, Ingrid Wheelhouse, Humda Ahmed mit ihrer einjährigen Tochter, Gisela Münch, Maria Rolf, Edda Rausch und Satchi Will. Foto: Wieberneit
Um die reichlich gedeckte Frühstückstafel haben sich (v.l.) versammelt: Renate Becker, Ingrid Wheelhouse, Humda Ahmed mit ihrer einjährigen Tochter, Gisela Münch, Maria Rolf, Edda Rausch und Satchi Will. Foto: Wieberneit

Vor 30 Jahren nahm die Runde ihren Anfang, die heute als „internationales Frauenfrühstück“ unter dem Dach des Deutsch-Ausländi- schen Freundschaftskreises organisiert ist. Die monat- lichen Treffen im Petterweiler evangelischen Gemeindehaus sind für alle Frauen offen.

Karben. Wenn die Frauen erst einmal, nach Begrüßungsworten und Umarmungen, am Tisch sitzen und ins Reden kommen, dann steigt der Lärmpegel. Ein Gesumse „wie die Bienen“, lacht Habiba Arislam. Die Frau, aus Jordanien stammend, ist eine der langjährigen Teilnehmerinnen am Internationalen Frauenfrühstück im evangelischen Gemeindehaus Petterweil. Sie freut sich auf die Runde und schätzt die Gespräche. Und auch nach 30 Jahren haben die Frauen sich immer noch viel zu erzählen.

Wenn auch diese muntere Frauenrunde einmal ganz anders angefangen hat. Damals, erinnert Ingrid Wheelhouse, trafen sich Frauen unterschiedlicher Herkunft, um gemeinsam international zu kochen und zu Mittag zu essen, zusammen mit den eigenen Kindern, die dann nach der Schule dazukamen. Organisiert wurde es damals von der Evangelischen Familienbildung aus Friedberg. Es bildete sich ein fester Kreis an Frauen, die die Monatstreffen selbst organisierten und einige Jahre später die Veranstaltung beim DAF (Deutsch-ausländischen Freundschaftskreis) ansiedelten.

Auch wurde vieles ausprobiert, Wheelhouse erinnert sich an einen Tanzkreis, auch gab es Vorträge. Da allerdings, so Wheelhouse, blieben viele Frauen fern, weil sie wenig verstanden. Denn sich gemeinsam in der deutschen Sprache zu unterhalten, war gerade den internationalen Frauen wichtig. So wurde der Frühstückskreis ins Leben gerufen. Allerdings gab es auch eine etwa vierjährige Pause, „das war vor zirka 20 Jahren“, sagt Ingrid Wheelhouse. Aber weil die Treffen vermisst wurden, gab es eine Wiederbelebung. Und seitdem kommen die Frauen „ganz, ganz rege“.

Mal sind mehr Frauen da, mal weniger, so wie an diesem Freitag. „Es sind Ferien, da sind viele Frauen mit ihren Familien weggefahren“, sagt Gisela Münch. Die Treffen sind offen. Wie viele Frauen kommen, ist immer eine Überraschung. „Mal kommen vier, fünf Frauen von der Ahmadiyya-Gemeinde gemeinsam in einem Auto, oder Asylbewerberinnen, „aber sie brauchen jemanden, der sie bringt“, erklärt Münch. An diesem Morgen ist Humda Ahmed mit ihrer einjährigen Tochter von der Ahmadiyya-Gemeinde gekommen. Die studierte Wirtschaftspädagogin ist erst kurze Zeit in Karben und seit wenigen Monaten kommt sie zu den Treffen. „An meinem vorigen Wohnort in Bruchsal habe ich im Frauen-Café mitgearbeitet und hier eine ähnliche Gruppe gesucht“, erklärt sie und freut sich, Anschluss beim Frauenfrühstück gefunden zu haben.

Die Frauenrunde erfüllt viele Aufgaben neben dem geselligen Zusammensein. Auch Gisela Münch hat über diese Treffen, vor rund 15 Jahren aus Frankfurt nach Karben gezogen, gleich Kontakt in der neuem Heimat gefunden. Andersherum geht es aber auch. Edda Rausch ist nach Frankfurt weggezogen, kommt aber, so oft es geht, zu den Frauentreffen nach Karben. Denn ihr gefällt die Idee des kulturellen Austauschs von Frauen internationaler Herkunft. Und so vermitteln die vielen beteiligten deutschen Frauen die deutsche Sprache und Kultur. „Die Mülltrennung“, ruft Ingrid Wheelhouse aus und erzählt über die Schwierigkeiten für ausländische MitbürgerInnen mit dieser speziellen, ausgeprägten deutschen Kultur. Ergeben sich im Gespräch Probleme für das alltägliche Leben, dann werden Kontakte vermittelt, Beratungsstellen genannt und Edda Rausch erinnert an eine Begleitung zum Arztbesuch. Ganz praktische Hilfe wird geleistet, Integration gelebt. Denn die Frauen, die auch aus Brasilien, Eritrea, Indonesien, Japan, Pakistan oder der Türkei kommen, lernen viel über diese Herkunftsländer, denn im Laufe eines Gesprächs fallen immer mal wieder Stichworte, die Anlass geben, um über die Herkunft zu erzählen. „Wir sind gemeinsam alt geworden“, sagt Renate Becker lachend, denn natürlich sind die Familien ein großes Gesprächsthema und die Frauen erlebten, wie die Kinder erwachsen wurden, studiert und geheiratet haben.