Veröffentlicht am

Immer die Burg im Blick – Irma Brehm kümmert sich um die Unterbringung und um andere die Sorgen von morgenmuffeligen Künstlern

Musiker, Regisseure, Bühnenbildner und Techniker – 70 an der Zahl hat Irma Brehm in Bad Vilbel und der näheren Umgebung untergebracht. „Bis Oberkante Unterlippe“ hat sie vom Betriebsbüro der Burgfestspiele aus das Wohnungsangebot der Quellenstadt ausgeschöpft.

Bad Vilbel. Ob ein Häuschen in Dortelweil, ein Haus in Rodheim, das ehemalige Gästehaus des hessischen Turnverbandes in der Huizener Straße oder 15 Privatquartiere – alle Räumlichkeiten sind bis unters Dach belegt, Reserven gibt es allenfalls noch im Berufsförderungswerk. „Das zeigt sich besonders entgegenkommend und flexibel“, sagt Irma Brehm, die seit 1999 fest bei den Burgfestspielen angestellt und selbst inzwischen in Bad Vilbel sesshaft geworden ist.

Anspruchsvolle Klientel

Seit zehn Jahren vermittelt sie den Wohnraum an die meist für ein Vierteljahr im sommerlichen Bad Vilbel verpflichteten Schauspieler und die vielen Helferlein des nach 25 Jahren enorm angewachsenen Burg-Spektakels. Eine anspruchsvolle Klientel hat sie da unterzubringen. Morgenmuffel sind die Mimen, die in der Mehrzahl in den späten Abendstunden ihr Brot verdienen und im monatelangen Probenstress durchaus reizbar und nicht immer kommunikationsfreudig sind. Und wenn es irgendwo klemmt, keine Waschmaschine verfügbar oder die Herdplatte in der Kochküche ausgefallen ist, dann ist oft nicht der Vermieter Ansprechpartner. Da muss dann Irma Brehm Abhilfe schaffen.

Kaum ist jemand abgereist, geht das Gerangel um den freigewordenen Wohnraum los. „Es gibt nicht wenig Stress und Aufregung, aber Ende September sind alle glücklich und froh“ – da spricht eine Managerin mit zehnjähriger Erfahrung.

Doch Irma Brehm, eine der Säulen in der Verwaltung der Burgfestspiele, hat noch eine weitere wichtige Aufgabe. Hier ist in besonderem Maße Kreativität gefordert. Sie organisiert nämlich nicht nur die sonntäglichen Matineen im Burghof, sondern ist, im Einvernehmen mit Intendant Kunzmann, diejenige, die ständig auf der Suche nach den angesagtesten Künstlern ist. Ob auf der Frankfurter Buchmesse oder in Verbindung mit zahlreichen Künstleragenturen geht sie auf die Suche nach dem Schriftsteller, der gerade in aller Munde und bereit ist, aus seinem neuesten Werk, sei es Krimi oder eine politische Streitschrift, vorzulesen.

Kaum verfügbar

Dabei hat es Irma Brehm schwer. „Gerade Künstler der schreibenden Zunft sind in den Sommermonaten kaum verfügbar, weil sie zwischen den Frühjahrs- und Herbstmessen des Büchermarktes fleißig am Schreiben und Korrigieren für die nächste Neuerscheinung sind“. Viel unproblematischer ist es hingegen bei Schauspielern und Sängern. Sie haben ihre Auftritte oft auf viele Monate voraus geplant und müssen langfristig engagiert werden.

„Eine sichere Bank“ aber sind die Jackson Singers, die „6-Zylinder“, die „Female Affairs“ sowie der begehrte Walter Renneisen. Für ihn gehört Bad Vilbel zum festen Spielort im Laufe des Jahres. „Auf Walter Renneisen freuen sich die Vilbeler schon gleich, nachdem seine Matinee beendet ist und der Künstler freut sich schon wieder auf das Publikum im nächsten Jahr. So macht die Arbeit Spaß“.

Caruso der Vorleser

Im Einklang mit Kunzmann lässt sie nicht locker, auch Kammermusik oder Opern- und Operettendarbietungen in die Burg zu bringen. Allerdings: Opernsänger/-innen seien kaum für eine Matinee im Freien zu gewinnen. „Die sind zu einer solchen Tageszeit selten schon auf der Höhe ihrer Sangeskunst“.

Irma Brehm hat in ihrer langen Tätigkeit unter den Künstlern viele Freunde gewonnen. „Aber nur der 2002 verstorbene ,Caruso der Vorleser’, Gert Westphal, durfte mich Irmchen nennen“, schmunzelt sie.

Dass Rechtsradikale eine Fuhre Mist vor die Brücke zum Burgtor abladen, wie vor Jahren nach einer Lesung des Wehrmacht-Kritikers Jan Philipp Reemtsma, sei wohl ein einmaliger Zwischenfall gewesen. Und eine Seltenheit werde wohl bleiben, dass ein Schauspieler von Österreich aus sein Fahrrad mit der Post an „Irma Brehm, Burgfestspiele Bad Vilbel“ adressiert, und sie morgens um sieben Uhr angerufen wird: „Wir haben da ein Fahrrad für Sie“.