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Karben schwenkt um beim Biogas – Investor will Anlage nun zwischen Groß-Karben und Heldenbergen bauen

Karben. Die Würfel für den Bau einer Biogasanlage in Karben scheinen gefallen zu sein. Sie soll an der Kreisstraße zwischen Groß-Karben und Heldenbergen nahe des Marienhofs entstehen.

Während in den vergangenen Wochen immer nur von einer Biogasanlage am Rande Rendels die Rede war, scheinen sich die politischen Gremien nun auf einen ganz anderen Standort zu einigen: Auf Groß-Karbener Gemarkung in der Nähe der Putenmastfarm, gelegen hinter dem Karbener Wald.

„Die Biogasanlage ist erwünscht und gewollt. Lasst uns das Vorhaben deshalb nicht im letzten Moment wieder zerreden“, sagt CDU-Stadtverordneter Friedrich Schwaab. Er warb bei einer gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Stadtplanungsausschuss am Mittwoch für den Bau einer Biogasanlage an der Gemarkungsgrenze zu Nidderau.

Dort soll auf einem rund sechs Hektar großen Areal zwischen Groß-Karben und Nidderau eine 1,7 Megawatt Biogasanlage in Form eines Betreibermodells errichtet werden. Das erklärt Ulrich Löttert-Götz, Mitarbeiter des zukünftigen Investors, der Firma Abicon aus Gilserberg bei Kassel.

Die Besonderheit dabei sei, dass die Landwirte nicht nur bloße Lieferanten ihrer landwirtschaftlichen Produkte wie Mais, Silage, Pferdemist oder Gülle seien, sondern dass sie sich gleichzeitig auch an der rund acht Millionen Euro teuren Anlage beteiligen könnten.

„Bei der Suche nach einem geeigneten Standort für die Anlage kam es uns dabei weniger auf die Nähe zu einer Gasleitung an, in die wir später unser Biogas einspeisen können, als vielmehr auf eine möglichst geringe Belastung für die Anwohner“, erläutert Löttert-Götz.

Da das Biogas in der geplanten Anlage nicht im herkömmlichen Gärverfahren, sondern durch zusätzliche, so genannte Druckwasserwäsche erfolge, könne die Anlage auch größere Mengen von Pferde- und Putenmist sowie Gülle verarbeiten. Deshalb sei der Standort in der Nähe der Putenmastfarm und eines größeren Reitstalles gewählt, um so den Transport des dort anfallenden Mistes durch Karben auszuschließen. Die Zulieferer verursachen ein Aufkommen von rund 1400 Lastwagen pro Jahr. Doch der Investor hat vorgesorgt: Er arbeitete einen Wegeplan aus und verspricht, dass alle Anlieferer vertraglich verpflichtet werden.

38 000 Tonnen nachwachsende Rohstoffe und Mist sollen einmal in der Anlage verarbeitet werden und dabei 30 Millionen Kilowattstunden Energie erzeugen. Das genügt beinahe, um den gesamten Stromverbrauch aller Karbener Haushalte zu decken. Rund 100 Landwirte hat Löttert-Götz bereits angesprochen, um sie als Lieferanten und Partner für seine Anlage zu gewinnen, über 60 hätten zugesagt. „Aber wir sind nach oben hin offen“, sagt der Investor. „Es können also noch weitere Landwirte kommen.“ Die Diskussion in den Ausschüssen zeigte, dass der Investor mit Zustimmung aller Parteien für seine Anlage rechnen kann – vorausgesetzt, er regelt die Verkehrsfrage zufriedenstellend.

Das gilt auch für Nachbarbürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD): „Mit diesem Standort haben auch wir Nidderauer keine Probleme.“ Der Zeitplan von Abicon sieht vor, dass der Bauantrag gestellt wird, sobald Karbens Stadtverordnete die Pläne gebilligt haben. Die Anlage könnte dann im Spätsommer 2011 in Betrieb gehen. (jwn)