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Kirche reagiertbeim Ehrenamt – Synode in Petterweil: Veränderte Rahmenbedingungen

Karben. Im Petterweiler Bürgerhaus trat die Synode des Evangelischen Dekanats zusammen. Breiten Raum bekam eine Diskussion um das Ehrenamt.

Präses Tobias Utter begrüßte neben 120 Synodalen den neuen Propst von Oberhessen, Matthias Schmidt, der im März sein Amt angetreten hatte und erstmals das Wetterauer Kirchenparlament besuchte. Schmidt referierte über neue Entwicklungen im Ehrenamt und legte dar, dass es drei Faktoren seien, die das Ehrenamt heute veränderten: Motivation, Mobilität und die verstärkte Berufstätigkeit von Frauen.

In einer neuen Studie kämen christliche Motive wie „anderen Menschen helfen“ und „was für das Gemeinwohl tun“ nur noch auf die Plätze zwei und drei in der Liste der Gründe für ehrenamtliches Engagement. Ganz vorne stehe heute, „dass die Tätigkeit Spaß macht“.

Verändert habe sich auch die Dauer des Ehrenamtes. Viele Menschen brächten sich in Projekte ein, wollten sich aber nicht auf längere Zeit verpflichten. Hinzu komme die verstärkte Berufstätigkeit von Frauen: „Dass Frauen mehr berufstätig sind, verändert die Gesellschaft.“ Den Kirchengemeinden riet Schmidt, einen Blick auf die Motivation ihrer Ehrenamtlichen zu werfen und deren zeitliche Grenzen zu respektieren. Die Frage sei: „Wie können wir Projekte entwickeln, wo Menschen sich engagieren ohne einen Job für zehn, 20, 25 Jahre am Bein zu haben?“. Er wünschte sich mehr Frauen in Leitungspositionen und mehr Männer im Ehrenamt. Zudem riet er, nicht nur das Bildungsbürgertum im Blick zu haben sondern auch Migranten-Gruppen anzusprechen. Die Diskussion konzentrierte sich auf ehrenamtliches Engagement von Jugendlichen angesichts von G 8 und Ganztagsschule. Jugendliche seien teils stärker belastet als Arbeitnehmer, so dass kaum Platz für Konfirmationsunterricht oder Jungschar bleibe.

Dass Kirche auf veränderte gesellschaftliche Bedingungen reagieren müsse, sprach auch der Jahresbericht von Dekan Jörg-Michael Schlösser an. Zwischen 2011 und 2024 werde das Dekanat mit derzeit 61 Gemeinden und 85 000 Mitgliedern allein durch den demographischen Rückgang etwa 11 500 Gemeindeglieder und vier Pfarrstellen verlieren. Es kämen aber Aufgaben hinzu, so etwa neue Altenheime, die seelsorgerlich betreut werden müssten. Karlheinz Hilgert vom Synodalvorstand legte eine ausgeglichene Bilanz mit einem Volumen von rund 1,9 Millionen Euro vor. Erfolglos blieb sein Werben um ein weibliches Mitglied im Finanzausschuss: Als die Ausschüsse neu besetzt wurden, blieb dieses Ehrenamt fest in männlicher Hand. (zlp)