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Kläranlage soll Energie sparen – Investition von 188 000 Euro kann sich sehr schnell amortisieren – Land fördert Analyse

Die Kläranlage in Karben soll klima- freundlicher werden. Weil sich die Investitionen schnell rechnen, ist die Stadt Feuer und Flamme.

Karben. Was hier verarbeitet wird, riecht man: Die Abwässer der 23000 Einwohner Karbens, von 5000 Rodheimern und aus den Betrieben im Industriegebiet landen in der Kläranlage in der Industriestraße. Ein leicht süßlicher Geruch weht manchmal bis auf den Niddaradweg direkt daneben.

Mit Klärbecken, Faulturm, Pumpen, Motoren ist die Kläranlage ein echter Energiefresser: „Der größte Verbraucher der Kommune“, erklärt Stadtrat Michael Ottens (FW).

Ohne neue Schulden

So biss die Stadt an, als sie Wolfgang Kumpf vom Regierungspräsidium Darmstadt vor zwei Jahren auf ein neues Förderprogramm des Landes aufmerksam machte: Dreiviertel der Kosten für eine energetische Untersuchung kommen als Fördergeld zurück, im Fall Karben 15000 von 20000 Euro. Ein Angebot, das nur zwei Kommunen in der Wetterau nutzten, sagt Kumpf.

Wofür der technische Betriebsleiter der Stadtwerke durchaus Verständnis hat: „Es gehört eine Portion Mut dazu.“ Schließlich könne auch herauskommen, dass hohe Investitionen nötig sind und keine Einsparungen möglich. Karbens 1968 gebaute Anlage ist 1998/99 letztmals grundlegend ausgebaut worden. Und zumindest für die kleineren Baugebiete der nächsten 15 Jahre genügt ihre Kapazität noch. „Aber die Reserven sind dann aufgebraucht“, sagt Herbert Schneider, der Chef der Anlage.

Die Kärber werden für den Mut zur Offenheit belohnt: Die Fachleute des Darmstädter Ingenieurbüros Dahlem fanden heraus, dass die Kläranlage 173000Kilowattstunden Strom pro Jahr sparen, also 100000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid vermieden werden kann. „Etwas mehr als zehn Prozent der Energiekosten können eingespart werden“, erklärt Ingenieur Johannes Hilsdorf. Dafür wären neun Einzelmaßnahmen nötig für zusammen 188000 Euro.

Die ersten davon hat die Kläranlage bereits umgesetzt, etwa dass Pumpen kürzer laufen als bisher oder dass ein Transformator ausgeschaltet wird, wenn er nicht gebraucht wird, statt im Stand-by-Betrieb weiter Strom zu ziehen. Dafür seien nur Einweisungen des Personals und veränderte Betriebsabläufe nötig, erklärt Hilsdorf. Teurer wird es, wenn etwa 15 Jahre alte Motoren durch energiesparende Modelle ersetzt werden. „Das wollen wir in immer dann machen, wenn sowieso Reparaturen nötig werden“, kündigt Betriebsleiter Quentin an.

Aktiver Klimaschutz

Stadtrat Ottens hätte gern alles binnen drei Jahren umgesetzt: „Die Einsparmöglichkeiten sind ja signifikant und der Punkt, an dem man die Investition durch Ersparnis zurückerhält, ist sehr nah“, beträgt bloß drei Jahre. Dennoch solle das Invest unterm Strich ohne mehr Schulden realisiert werden. Zudem passe das gut zu den Klimazielen, die sich die Stadt als eine von „100 Kommunen für den Klimaschutz“ gesetzt habe. „Deshalb“, so Ottens. „wollen wir es nicht auf die lange Bank schieben.“ (den)

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