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Lob für Müll-Moral – Karbens Einwohner sind überdurchschnittlich aktiv beim Trennen von Abfall

Müllabfuhr in Klein-Karben: Weil die Karbener ihren Abfall sehr gut trennen, haben die Müllmänner weniger zu tun. Archivfoto: den
Müllabfuhr in Klein-Karben: Weil die Karbener ihren Abfall sehr gut trennen, haben die Müllmänner weniger zu tun. Archivfoto: den

Die Karbener sind echte Meister in Mülltrennung. Das attestiert ihnen eine Studie. Bloß bei einer Abfall-Sorte sind die Einwohner weniger aktiv. Was aber nicht einmal schlecht ist.

Karben. In Karben haben Müllmänner weniger zu tun als in vielen anderen Orten im Land. „Die Restmüllmenge ist extrem niedrig im Vergleich“, sagt Udo Meyer. Um die 90 Kilo pro Einwohner und Jahr kommen die Karbener. Weit unter dem Durchschnitt aller Hessen von 168 Kilo.

So kann Udo Meyer den Karbenern großes Lob zollen: „Die Getrenntsammlung funktioniert hier unglaublich gut.“ Der Diplom-Ingenieur aus Hamburg hat im Auftrag der Stadt eine Studie darüber erstellt, wie effektiv die Abfallwirtschaft funktioniert.

Nicht nur beim Restmüll liegen die Karbener vorn. Auch beim Altpapier: 90 Kilo pro Kopf haben die Einwohner im Jahr 2012 gesammelt, im Hessenschnitt waren es nur 79 Kilo. Die Zielvorgabe des Landes für das Jahr 2020 liegt sogar nur bei 65 Kilo, so Meyer.

„Der beste Weg, um die Müllmenge zu reduzieren, ist durch eine am Verursacher orientierte Berechnung“, weiß der Fachmann. Das dürfte in Karben für die guten Zahlen sorgen. „Es ist eine Besonderheit in Westdeutschland, dass die Mülltonnen gewogen werden.“

Selbst kompostieren

Dass sogar der Sperrmüll gewogen wird, diesen Fall habe er sonst noch nirgends gehabt, sagt Meyer. Was nicht etwa negative Folgen hat: „Die Menschen bringen lieber den Sperrmüll zum Wertstoffhof“, erläutert der Experte. Dort zahlen sie nur zwölf statt 35 Cent pro Kilo.

Für den Fachmann ist das Karbener System ideal: „Das klappt hier sehr gut.“ Außer zu wiegen hätten Kommunen keine anderen effektiven Möglichkeiten, Abfall zu vermeiden. Genau das ist die Aussage, derentwegen die Stadt die Studie in Auftrag gegeben hatte, erläutert Bürgermeister Guido Rahn (CDU) auf kritische Nachfrage von SPD-Fraktionschef Thomas Görlich in der jüngsten Sitzung des Infrastrukturausschusses.

Hintergrund seien die vielen wilden Müllablagerungen in der Landschaft. „Da wollten wir wissen, ob wir einen Fehler in unserem Abfallwirtschaftssystem haben oder wie wir es verbessern können.“ So hat der Experte zumindest einen Bereich ausgemacht, in dem die Karbener weniger engagiert sammeln. „Die Mengen von Biomüll, Ast- und Grünschnitt liegen weit unter dem Durchschnitt von Land und Bund“, sagt Meyer.

Kein Wunder, findet der Bürgermeister: Die kostenlose Anlieferung von Kleinmengen bis zu einer Gebühr von 2,50 Euro im Wertstoffhof fördere diese Entwicklung. Andernorts werde zwar dreimal so viel Biomüll abgefahren wie in Karben, erläutert der Fachmann. „Wenn die Bürger aber mehr selbst kompostieren, muss das ja nicht unbedingt negativ sein.“

Womit das Problem der wilden Müllablagerungen bleibt. Erst Anfang März hatte ein Unbekannter eine Lastwagenladung Bauschutt ins Petterweiler Brunnenwäldchen gekippt. Außerdem ärgern sich viele Karbener über den Dreck im Umfeld des S-Bahnhofs Groß-Karben. „So etwas muss schnell entfernt werden, sonst liegt bald noch mehr Müll dort“, so Udo Meyer.

Mehr Abfallkörbe

„Außerdem müssen genug Abfallgefäße vorhanden sein“, mahnt der Fachmann an. Diese Anregung will Rahns Regierung umsetzen: Größere und mehr Mülleimer sollen entlang der Hauptachse zwischen Bahnhof und Klein-Karbener Kreisverkehr aufgestellt werden. Besonders nötig hat das der Platz vor der katholischen Kirche St. Bonifatius: Pizzakartons und Unrat liegen dort oft herum, die Abfallkörbe quellen über.

Ein weiteres Ärgernis sind überquellende Altglascontainer. Eine Lösung für innerstädtische Standorte hat Udo Meyer: „Dafür wäre ein Unterflurcontainer eine gute Lösung.“ Der koste zwar 8000 bis 20 000 Euro, biete aber sehr viel Kapazität. „Prüfen wir“, sagt Rahn zu. Finanzieren will die Stadt dies aus dem kleinen Überschuss bei den Müllgebühren. „Wenn wir das auszahlen, wären es nur 2,40 Euro pro Haushalt“, sagt Rahn, „das merkt niemand.“ Eine sauberere Stadt aber „bemerkt jeder“. (den)