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Platz und Ruhe im Becken – Weil es die anderen Badegäste stört, ist die Stadt gegen mehr Zeiten für die Kurt-Schumacher-Schule

Karben. Weil die Stadt Karben anderen Badegästen die „Belästigung“ nicht zumuten will, kann die Kurt-Schumacher-Schule (KSS) ihren Schwimmsportunterricht nicht ausweiten. Das wirft CDU-Fraktionsvize Guido Rahn dem obersten Chef des Hallenfreizeitbades, Bürgermeister Roland Schulz (SPD) vor. Von zwei auf sechs Doppelstunden möchte die Schule gern den Unterricht im Nass erweitern – doch das lehnt die Stadt ab.

Ja, die Anfrage der Schumacher-Schule liege vor, bestätigt Schulz. Doch erweitern wolle man deren Zeiten – derzeit zwei Schulstunden pro Woche – nicht. „Einige Badegäste fühlen sich beim momentanen Schulschwimmbetrieb schon gestört, eingeschränkt und weggepfercht“, erklärt der Bürgermeister. Denn für die Schulen werde ja „eine beziehungsweise zwei Bahnen abgeteilt“, wodurch „den Schwimmern somit nur das halbe Becken zur Verfügung steht“. Der Rathauschef warnt: „Falls es zu einer Erweiterung des Schulschwimmens kommen sollte, kann deshalb mit weiterem Besucherrückgang gerechnet werden.“ Und an die Koalition aus CDU, FWG und FDP gerichtet sagt Schulz: „Wenn sie das wollen, können sie es ja machen!“

„Das werden wir auch!“, kündigt Rahn an. „Die Erweiterung ist für die Kurt-Schumacher-Schule nötig.“ Man werde alsbald den entsprechenden Antrag im Parlament stellen, wenn die Stadtwerke-Leitung nicht von sich aus aktiv werde. Nur mit diesen zusätzlichen Zeiten könne die Schule mit ihren 1500 Schülern das Schulschwimmen so anbieten, wie es auch im Lehrplan vorgesehen sei. Zudem böten die Schulschwimmkurse dem hochdefizitären Bad verlässliche Einnahmen: Rahn schätzt sie auf 5000 bis 10 000 Euro pro Jahr. Gezahlt wird vom Wetteraukreis.

„Das ist wenigstens eine sichere Einnahmequelle“, wirbt Guido Rahn. Außerdem sei das Schulschwimmen wichtig, um den Schülern das Hallenbad auch für die Freizeit schmackhaft zu machen. „Was ist besser, um neue Kundschaft anzulocken?“

Gegenseitige Vorwürfe prägten außerdem am Freitag im Parlament den neu aufflammenden Streit um das 26 Jahre alte Bad. „Die Politik in dieser Stadt redet, redet, redet seit vielen Jahren, aber es kommt keine mutige Entscheidung“, sagt Roland Schulz. Bei der Koalition sei „wirklich viel beim Schwimmbad auch nicht rumgekommen“. Statt Investitionen zu streichen, müsse mehr Geld reingesteckt werden: „Wenn wir keine weiteren Investitionen tätigen, wird das Bad noch unattraktiver.“ Die Politik müsse einmal „größere Sprünge machen“. Diese Vorwürfe brachten natürlich die Gegenseite auf die Palme: „Sie sind doch verantwortlich für die Misswirtschaft“, weist CDU-Fraktionschef Mario Beck die Vorwürfe zurück.

„Seit Sie zuständig sind, ist der Betrieb von Lustlosigkeit geprägt.“ Als Beispiel nennt er den Fall, bei dem eine Kassiererin in die eigene Tasche gewirtschaftet haben soll (siehe Bericht unten). Der Bürgermeister sei mehrfach von Mitgliedern der Betriebskommission darauf aufmerksam gemacht worden, „dass es schon länger einen Widerspruch zwischen Besucherzahlen und Einnahmen“ gegeben habe, sagt Beck und attestiert Schulz: „Sie haben diesen Laden nicht im Griff.“

Weder SPD noch Grüne mischten sich in die Debatte ein. Stattdessen fragte Beck, wieso nicht das Geld für Investitionen vom Parlament angefordert werde, wenn das Bad so sanierungsbedürftig sei? Stattdessen fordere der Bürgermeister derzeit gerade einmal etwas mehr als 100 000 Euro für elektronische Schrankschlösser und ein neues Drehkreuz. „Das erhöht die Qualität des Bades kein bisschen“, findet Beck. „Das Problem ist zum ganz großen Teil hausgemacht von der SPD“, bemerkt dann noch FWG-Fraktionschef Michael Ottens.

Von Schulz und der Betriebsleitung forderte die Koalition nun bis Ende Januar ein Konzept, wie das Defizit des Bades „mittelfristig“ auf eine halbe Million Euro pro Jahr gehalten werden kann. Schulz rechnet hier mit deutlichen Steigerungen. „Wir stehen dazu, dass es hier eine Defizitfinanzierung geben muss“, sagt Michael Ottens. „Die Koalition steht hinter dem Hallenschwimmbad, um es für die Bürger zu erhalten“, unterstreicht Guido Rahn. „Die Frage ist nur: Wie viel Defizit können wir uns leisten?“ (den)