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Rendeler sauer auf Stadt – Ortsvorsteher Erhard Menzel (CDU) wendet sich nun an den Bürgermeister

Karben. Der Streit zwischen den Rendelern und der Stadtregierung um die Esche im Gronauer Weg wird heftiger. Ortsvorsteher Erhard Menzel (CDU) fordert nun von Bürgermeister Roland Schulz (SPD) Auskunft, warum der Magistrat die Esche nicht fällt und sich nicht die Sorgen der Anwohner vor Ort anhört. Er protestiert gegen das „oberlehrerhafte“ Belehren des Ortsbeirats. Denn Erster Stadtrat Gerd Rippen (Grüne) hatte im Streit um die Esche zuletzt mehrfach darauf hingewiesen, dass er nicht an die Wünsche des Ortsbeirates gebunden sei, weil dieser nur beratendes Gremium ist.

Im nun abgesendeten Protestschreiben fordert der Ortsvorsteher vom Bürgermeister vor allem Auskunft über das „Warum“ des Nichtkümmerns um den Rendeler Problem-Baum. „Warum lässt die hauptamtliche Stadtregierung die Anwohner mit ihren Ängsten und Befürchtungen zur überdimensionalen Esche alleine?“, will Menzel wissen. „Warum packt die Stadtregierung dieses latente Baum-Ärgernis nicht an den Wurzeln und löst es?“

Die jüngsten Antworten von Stadtbaurat Rippen auf eine Anfrage von FWG-Stadtverordnetem Bodo Macho reichten den Rendelern nicht aus, sagt Menzel. So hätten zwar zwei Gutachten die Sicherheit des Baumes attestiert. Doch sei im April in der Gießener Innenstadt auch eine Kastanie umgestürzt, deren Standsicherheit erst einen guten Monat zuvor von Sachverständigen begutachtet worden war.

Auch geißelt der Ortsvorsteher, dass die Esche Jahr für Jahr 1000 Euro koste – für Baumschnitt, das Beseitigen von Altholz und Laub, Dachrinnenreinigung und die Schäden der Anlieger. Unverständlich ist für Menzel zudem, dass es vier Monate dauerte, bis die Anwohner Anfang des Jahres eine Antwort zu ihrem Antrag auf Fällen der Esche erhielten – und die Antwort zwei Tage nach dem Beginn des jährlichen Verbotszeitraums fürs Bäume fällen ankam.

Die Anwohner rund um den 62 Jahre alten Laubbaum im Gronauer Weg fordern seit Jahren ein Fällen und Ersatzpflanzungen an anderer Stelle (wir berichteten). Sie stört nicht nur die starke Verschmutzung durch Äste und Laub und dass die Wurzeln Höfe, Tore, Mauern und Häuserwände rissig machen. Auch fürchten sie sich vor einem möglichen Eindringen der Wurzeln in die Gasleitung, nachdem zweifach die Wasserleitung unter der Straße repariert werden musste. Diese Furcht hatte Rippen stets als unbegründet entkräftet. Längst seien die Rohre geschützt.

Eines aber liegt Ortsvorsteher Menzel in der aktuellen Debatte besonders im Magen: „Warum zählt das ohne Gegenstimmen gefasste Votum des Ortsbeirates zur Beseitigung des Baum-Ärgernisses nichts?“, möchte er nun von Schulz wissen. Stadtrat Rippen hatte bereits erklärt, dass das Votum lediglich eine Empfehlung sei – und als solche in die Entscheidung des Magistrats, den Baum nicht zu fällen, eingeflossen sei. „Man legt die Meinung des Ortsbeirates gerade so aus, wie sie einem passt“, ärgert sich Menzel. „Geht der Ortsbeirat nicht konform, wird er eben in die Ecke gestellt und auf seine Funktion verwiesen.“

Dass das Gremium so zurecht gestutzt wurde wie von Rippen, „in dieser Art und Weise habe ich das in Rendel noch nie erlebt“, sagt Erhard Menzel. Mit dieser „oberlehrerhaften Art von oben herunter“ motiviere man die Menschen überhaupt nicht, sich in Karben zu engagieren. (den)