Veröffentlicht am

Sanieren oder sparen? – Geld fürs Hallenbad ausgeben, obwohl Schulden drücken

3,3 Millionen Euro will die Stadt Karben fürs Sanieren ihres Hallenfreizeitbades investieren. Gleichzeitig will sie unter den Rettungsschirm für klamme Kommunen schlüpfen. Wie passt das denn zusammen?

Karben. In Mode sind Rettungsschirme gerade. Griechenland bekam einen, die Angestellten der Schlecker-Läden nicht. Klamme Städte, Gemeinden, Landkreise in Hessen sollen auch einen bekommen. 16 Millionen Euro an Schulden will Karben damit loswerden.

Also genug Spielraum, um gleich wieder aus dem Vollen zu schöpfen? So mutet es auf den ersten Blick an, wenn die Stadt das Hallenfreizeitbad sanieren möchte. Ist das nicht völlig widersinnig, dort Geld auszugeben, während man doch sparen will? „Nein“, findet Bürgermeister Guido Rahn. „Das sind ja investive Kosten.“ Diesen stehe danach ein höherer Wert des Bades in den Büchern entgegen. Dank Niedrigzinsen seien die Kreditkosten niedrig, das Vorhaben nach 25 Jahren bezahlt.

Infrastruktur dürfe die Stadt nicht verkommen lassen, sagt Rahn. Die Bad-Sanierung sei „eine Altlast, die bereinigt werden muss.“ Doch verkaufe die Stadt Immobilien, die sie nicht benötige. Schon jetzt seien mehr als die für ganz 2012 geplanten zwei Millionen Euro aus diesen Verkäufen reingekommen.

Eintritt wird teurer

Kritisch für die kommunalen Finanzen seien weniger Einmal-Investitionen, sondern strukturell hohe Kosten. Damit das Bad weiterhin „nur“ eine halbe Million Euro Miese pro Jahr erwirtschaftet, müsse die Stadt an der Gebührenschraube drehen, sagt der Bürgermeister. Derzeit sei Favorit, die Grund-Eintrittspreise von drei Euro zwar zu belassen, die Nutzungsdauer aber einzuschränken. Für Besucher, die lange baden, würde es damit teurer, wenn sie nachzahlen oder eine teurere Tageskarte lösen müssten. „Aber da ist noch nichts entschieden.“

Dennoch: „Das Bad ist eine freiwillige Leistung“, erinnert Stadtrat Ottens. Und diese müsste für die Teilnahme am Rettungsschirm nun einmal auf den Prüfstand. Aktuell bereitet das eine „AG Rettungsschirm“ aus Politik und Verwaltung hinter verschlossenen Türen vor, ab Mai soll öffentlich diskutiert werden. CDU, FW und FDP seien für Einschnitte etwa bei den Vereinen, lässt Ottens durchblicken. Ob SPD und Grüne da mitziehen ist fraglich. (den)