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Start in neue Ära

Der Kirchgarten bekommt nun eine grundlegende Auffrischung – und dürfte danach nicht wiederzuerkennen sein. Für die Arbeiten ist die Kirchengemeinde in Klein-Karben auf Spenden angewiesen. Foto: den
Der Kirchgarten bekommt nun eine grundlegende Auffrischung – und dürfte danach nicht wiederzuerkennen sein. Für die Arbeiten ist die Kirchengemeinde in Klein-Karben auf Spenden angewiesen. Foto: den

Ein ganz besonderes Gotteshaus und ein ganz besonderes Projekt: Die alte Wehrkirche St. Michaelis in Klein-Karben wird derzeit renoviert. Ein neuer Kirchgarten soll das Schmuckstück in Szene setzen. Das Bauwerk ist nördlich der Alpen eine Seltenheit.

Karben. Als Bianka Schmitt den großen Scheck auf den Tisch im Gemeindehaus legt, entfährt Ulrich Kussmaul ein gut hörbares, erfreutes „Ooooh“. Denn die Summe, die die Vizechefin der Karbener Filiale der Frankfurter Volksbank auf das Dokument geschrieben hat, übersteigt alle Erwartungen: 4000 Euro.

„Ich habe beim Telefonat vorab mich nicht getraut zu fragen“, gesteht Kussmaul, treibende Kraft der Initiative „Gestalten und Erhalten St. Michaelis“ der evangelischen Kirchengemeinde Klein-Karben. „Und ich habe extra nichts gesagt“, antwortet Bianka Schmitt und lacht. „Damit die Überraschung größer ist.“ Dennoch deckt die Summe nur einen kleinen Teil der Kosten ab, die die Gemeinde für die Sanierung der Kirche und das Gestalten des Kirchgartens braucht.

150000 bis 200000 Euro kostet das gesamte Vorhaben von 2013 bis 2016. So viel Mühe lohnt durchaus: Die alte Wehrkirche aus dem 14. Jahrhundert gilt als schönste Bauernkirche der Wetterau. Ihre Grundform ist die eines griechischen Kreuzes. So etwas gibt es in weitem Umfeld gar nicht und derlei ist nördlich der Alpen überhaupt nur ganz selten anzutreffen.

Spenden überregional

Von hier oben, quasi in erster Etage oberhalb der Kirchgasse, geht der Blick über die Dächer des Unterdorfs weit hinaus ins Niddatal. „Einfach wunderschön“, sei das, findet Pfarrer Werner Giesler. Als er vor 28 Jahren hier anfing, öffnete er als erstes den Kirchgarten für die Allgemeinheit. Damit auch die diesen Blick, diese Atmosphäre jeden Tag genießen kann. „Und als praktische Abkürzung zwischen dem Unter- und dem Oberdorf.“

Die Kirche selbst war bereits zur Jahrtausendwende saniert. Einige weitere Arbeiten aber sind inzwischen fällig: So wurden im vergangenen Jahr die alte Seitenpforte als ebenerdiger Eingang wieder geöffnet und die hölzernen Säulen im Innern in Stand gesetzt.

Den Löwenanteil der 65000 Euro Kosten übernahm die Kirche, 35 Prozent aber die Kirchengemeinde sowie private Spender. „Sogar Menschen aus Bad Vilbel und Frankfurt“, freut sich Ulrich Kussmaul. Die kennen und schätzen die Wehrkirche oftmals wegen der „Konzerte in der Kirche“ von Professor Hubert Buchberger. „Ein unglaublich guter Zuspruch.“ Mit dem vielen Publikumsverkehr ist es aber auch höchste Zeit, dass der Kirchgarten aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird. „Er wird bisher viel zu wenig genutzt“, findet der Vorsitzende des Kirchenvorstands, Norbert Greulich. Zumal der Bonifatiusweg hier entlang laufe. „Die Wanderer sollen sich hier einmal setzen können.“

Wie viele, die zum ersten Mal vor dem Bauwerk stehen, war auch Cynthia Nebel auf Anhieb begeistert von der Atmosphäre, die der Bau aus dem 14. Jahrhundert versprüht. Das liegt unter anderem am Kirchgarten, der ihn um- und den Blick auf das Bauwerk freigibt.

Die Gartengestalterin hat nun die Pläne für den neuen Kirchgarten erarbeitet. 60000 Euro sollen in diesem Jahr aufgewendet werden. Damit wird erst die alte Wehrmauer gesichert. Cynthia Nebel will sie mit Licht in Szene setzen.

An der Südostseite der Kirche soll davor eine Freilichtbühne entstehen: Damit Theaterstücke draußen aufgeführt und besondere Gottesdienste gefeiert werden können. „Das öffnen wir für alle im Ort“, kündigt der Pfarrer an. Gruppen der Kirche werden Teile des Gartens gestalten: In Verlängerung der Schenkel des Kirchenbaus entstehen von Hecken eingefasste Bibelgärten, ähnlich wie Bauerngärten.

Ein neuer Weg soll fast komplett um die Kirche herumführen, dabei Bibelgärten und Freilichtbühne erschließen. Überall greift Planerin Nebel kirchliche Themen auf, etwa mit den zwölf Säulenhainbuchen hinter der Freilichtbühne – angelehnt an die zwölf Apostel. Unter dem bereits neu gesetzten Taubenbaum soll eine Sitzbank den Ausblick ins Tal auch bequem machen.

Alles in allem sollen die für 2014 geplanten Vorhaben um die 75000 Euro kosten. Diese Summe im Blick sind Kussmaul, Greulich und Giesler froh über die Großspende.

„Wirklich zauberhaft“ sei die Kirche, ist Bankerin Schmitt überzeugt, dass das Geld genau an die richtige Stelle fließt.

Für das Projekt „Erhalten und Gestalten St. Michaelis“ bittet die evangelische Kirchengemeinde weiter um Spenden aufs Konto 6401192679 bei der Frankfurter Volksbank, BLZ 50190000. (den)