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Tauchen ins blaue Nichts – Hallenfreizeitbad ist Kulisse eines studentischen Filmwerkes über Ängste

Jungfilmer Malte Sänger, Abiturient der Kurt-Schumacher-Schule und in Bad Vilbel aufgewachsen, hat im Hallenfreizeitbad einen Kurzfilm zum Thema „Spekulation und Freiheit“ gedreht. Die Badegäste konnten den ganzen Tag über beobachten, wie das Filmteam Aufnahmen an einer abgesperrten Schwimmbahn machte.

Karben/Bad Vilbel. Das Bad kennt Filmstudent Malte Sänger (25) noch aus seiner Zeit als Schüler der Kurt-Schumacher-Schule. 2006 hat er dort sein Abitur gemacht – jetzt ist er wieder in Karben, um ein Filmprojekt umzusetzen. Eine Hausaufgabe sozusagen, die er für sein Vordiplom an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung erledigen muss. „Kehrwasser“ soll der etwa fünfminütige Film heißen – in Anspielung auf die Gefahren von strudelndem Wasser. Mit Wasser kennt sich der passionierte Kajakfahrer und Taucher aus, Wasser fasziniert ihn.

Im Film krault eine junge Frau mit einem Freund um die Wette und erlebt dabei einen Flashback: Sie gleitet auf den Boden des Schwimmbeckens, ins tiefe, tiefe Blau, in ein großes Nichts.

Regisseur Sänger steht am Beckenrand und gibt den beiden Schauspielern Anweisungen. Immer wieder fährt er sich mit der Hand durch sein kurzes, verstrubbeltes Haar. Neben Sänger steht das studentische Filmteam, der Kameramann so jung wie Sänger, dazu ein Assistent. Die Kamera ist auf dem langen Ausleger des Kranwagens montiert, Klebestreifen halten Kabel und Monitor. Draußen vor der gläsernen Schwimmhallenwand sind Scheinwerfer angebracht, die für mehr Licht an der äußeren Schwimmbahn sorgen. Keine Minute lässt Sänger die Filmaufnahmen aus den Augen.

Der Zeitplan für das zehnköpfige Filmteam ist knapp, der eine Tag im Hallenbad muss reichen, um alle Schwimmaufnahmen zu machen: Von der Seite, von vorne, Totale und unter Wasser. Immer wieder ziehen Schauspielerin Katharina Berg und ihr Kollege Ulrich Meinecken vor der Kamera ihre Bahn, er vorneweg, sie etwas langsamer hinterher.

„Versuche die Beine ruhiger zu halten“, sagt Sänger und Katharina Berg nickt. Einstellung für Einstellung wird nach einem genauen Zeitplan abgearbeitet, nichts ist dem Zufall überlassen. „Malte arbeitet sehr professionell, er hat schon an Reisedokumentationen und anderen Filmprojekten mitgearbeitet“, berichtet Alexandra Heneweer (28), die als Aufnahmeleiterin bei den Dreharbeiten dabei ist.

Premiere an der Uni

„Natürlich geht auch mal etwas schief“, sagt Sänger. So musste das Kamerateam überlegen, wie es für einen ruhigen Lauf des Kamerawagens über den gekachelten Schwimmbadboden sorgen konnte. Doch die Lösung wurde schnell gefunden. „Wir haben einfach etwas Luft aus den Reifen gelassen“, erklärt Kameramann Nikolas Schmid-Pfähler.

Die Schwimmbadbesucher bekommen von all dem wenig mit. Sie sehen nur den Kamerawagen, der immer wieder am Beckenrand entlang gezogen wird. Sie sehen Malte Sänger, wenn er sich zu seinen Darstellern im Wasser bückt oder mit den Kameraleuten spricht. Und irgendwann sehen sie auch die Szene, wie Schauspielerin Berg aus dem Wasser will und sich dafür einen Rollstuhl heranzieht.

Die Vorgeschichte dazu wird nicht im Schwimmbad gefilmt, sondern am nächsten Tag im Studio. Dann müssen die Aufnahmen geschnitten werden. Bis zum 12. April hat Sänger Zeit dafür. Gezeigt wird der Kurzfilm auf einer Präsentation in der Universität.