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Teurere Flüge? – Diskussion um Fluglärm mit Hessens Grünen-Chef Tarek Al-Wazir

Dem Fluglärm kann niemand ausweichen. Das spüren auch die Wetterauer seit dem Bau der Nordwestbahn am Flughafen Frankfurt deutlich. Über die Grenzen der Belastung diskutierten im Dorftreff Rendel Hessens Grünenchef Tarek Al-Wazir mit Michael Müller vom Fraport-Vorstand und Landtagskandidatin Kathrin Anders (Grüne).

Karben. An den Tischen wurde schon vor Veranstaltungsbeginn heftig diskutiert. Über das Problem, dass Fluglärmgegner gegeneinander ausgespielt werden. Ob man bereit sei, für ein Flugticket mehr Geld hinzulegen, wenn es sich um ein neues, leiseres Flugzeug handele. Dass man unter den Einflugschneisen der Flugzeuge immer Sprechpausen machen müsse und wie unglaublich still es doch sei, wenn man einen Spaziergang in der Rhön mache.

„Werden wir in Zukunft nur noch lärmumtoste Flughafenumgebung sein oder eine liebenswerte Region?“, fragte zugespitzt Tarek Al-Wazir und erntete damit den ersten Beifall. Wenig Hoffnung machten auch die Geschäftsziele der Fraport. Sie sähen nämlich vor, die Anzahl der Flüge deutlich zu steigern, von heute 480000 auf 700000.

Schadet Wachstum?

Diese Zukunftsperspektive ließ FNP-Mitarbeiter Dennis Pfeiffer-Goldmann als Moderator die Fragen an Fraport-Vorstandsmitglied Müller stellen: „Warum wachsen sie so sehr gegen die Region?“ Das konnte und wollte Michael Müller so natürlich nicht im Raume stehen lassen. „Die Region braucht Arbeit und Dienstleistung“, erklärte er und verwies darauf, dass der Flughafen zur wirtschaftlichen Stärke enorm beigetragen habe. Er sei Jobmotor und unverzichtbarer Verkehrsknoten. Man könne also keinesfalls sagen, dass der Flughafen der Region zum Nachteil gereiche.

Wird Wachstum mit mehr Fluglärm bezahlt? Ist dies die Rechnung, die man aufmachen muss, wenn man den Flughafen haben will? Dies bestritten energisch Tarek Al-Wazir und die Landtagskandidatin Kathrin Anders aus Bad Vilbel. „Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht, der Bau der neuen Startbahn war ein Fehler“, zeigte Al-Wazir klare Kante und verlangte eine andere Verkehrspolitik. Etwa mehr Entlastung des Flughafens durch Bahnverbindungen.

Lächeln musste er bei der Frage von Moderator Pfeiffer-Goldmann, ob unter einem grünen Ministerpräsidenten die ungeliebte neue Flugbahn wieder verschwinde. „Das Versprechen werden Sie von mir nie hören, denn wir können nicht rückgängig machen, was andere 15 Jahre lang vorangetrieben haben und was heute Rechtsgültigkeit hat“, zeigte er sich als Realpolitiker, der die Stellschrauben woanders anziehen will.

Routen ändern

Etwa durch strengere gesetzliche Vorgaben für Lärm, so dass die Betreiber gezwungen sind, leisere Flugzeuge einzusetzen. Oder eine andere Besteuerung des Kerosins, „damit das Fliegen im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln nicht mehr so unglaublich billig ist“. Die Emotionen, die anderenorts die Diskussion über den Fluglärm oft begleiten, blieben im Rendeler Dorftreff aus. Die Spannung gehalten wurde durch die fokussierenden Fragen von Moderator Pfeiffer-Goldmann, der den Blick auf grundsätzliche Punkte lenkte. Etwa 70 Besucher waren gekommen, darunter Oliver Dietz von der Bürgerinitiative „Karben minus Fluglärm“. Er forderte eine Änderung der Abflugrouten, damit der Lärm in der Wetterau reduziert werde. Andere Zuhörer kritisierten das „Gezackere“ der Fraport bei Nachtflügen.