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Vorfreude auf ein Konzert der Superlative

Chorleiter Steffen Bücher bei einer der Proben mit Sängerinnen und Sängern im Saal des Karbener Bürgerzentrums. Foto: Fauerbach
Chorleiter Steffen Bücher bei einer der Proben mit Sängerinnen und Sängern im Saal des Karbener Bürgerzentrums. Foto: Fauerbach

Karben. In zwei Konzerten führt Pro Musica Internationaler Chor Karben gemeinsam mit fünf weiteren Chören in Frankfurt und in Karben »Die Schöpfung, J. Haydn und Heute« auf. Mit diesem Konzert der Superlative feiert der gemischte Chor sein zehnjähriges Bestehen. Das Projekt ist eines der größten für Laienchöre im Rhein-Main-Gebiet.
Die erste öffentliche Aufführung 1799 des Oratoriums »Die Schöpfung« von Joseph Haydn war ein Ereignis von europäischer Reichweite. Das Werk wurde sofort von anspruchsvollen gemischten Chören aufgeführt. Das Werk gehört zu den Leuchttürmen der bürgerlichen Musikkultur im 19. Jahrhundert.
Jetzt erregt die Ankündigung des Pro Musica Internationaler Chors Karben und seines Chorleiters Steffen Bücher Aufsehen, das Oratorium »Die Schöpfung« gemeinsam mit fünf weiteren Chören in der Alten Oper Frankfurt und im Bürgerzentrum Karben aufzuführen.
Zu sehen und hören sein werden auf den beiden Bühnen als Solisten Sopranistin Marion E. Bücher-Herbst, Tenor Michael Porter und Bass Thomas Faulkner. Die sechs Chöre sind der Polizeichor Frankfurt, Pro Musica Karben, Trinity International Concert Choir Frankfurt, Neues Ensemble Büttelborn, der Kinder- und Jugendchor La Capella Friedrichsdorf und der Jugend- und Peter-Cornelius- Chor am Peter-Cornelius-Konservatorium Mainz.
Den beiden Nachwuchschören kommt bei den Aufführungen eine besondere Rolle zu. Begleitet werden Chöre und Solisten vom Capitol Symphonie Orchester Offenbach. Die Gesamtleitung der Konzerte hat Steffen Bücher.
Zwar gehört »Die Schöpfung«, an der Haydn vom Oktober 1796 bis zum April 1798 arbeitete, mit ihrer maßvoll-christlichen, weltoffenen Frömmigkeit bis heute zum festen Bestandteil des Konzertrepertoires, doch sie ist für die aufführenden Chöre und Solisten stets eine große Herausforderung. Dieser stellen sich die Sängerinnen und Sänger des Chores Pro Musica mutig im Jahr ihres zehnten Bestehens.
Zudem hat Steffen Bücher die Chorleitung in Karben erst vor einem Dreivierteljahr übernommen. Damit bei den Aufführungen alles klappt und die gesangliche Herausforderung gemeistert wird, steht seit Januar bei allen Beteiligten fleißiges Proben an. Die wöchentlichen Mittwochsproben im Bürgerzentrum Karben werden durch Online-Proben, Probenwochenenden und Übungsdateien für zu Hause ergänzt.
Chormitglied Beatrix Rinkart ergänzt: »Es findet ein reger Probenaustausch der einzelnen Chormitglieder untereinander statt. So singen manche Chormitglieder aus Karben nicht nur mittwochs im Bürgerzentrum, sondern auch donnerstags beim Polizeichor im Frankfurter Polizeipräsidium und danach noch beim Trinity International Concert Choir mit. Umgekehrt freut sich Pro Musica auch jeden Mittwoch, Choristen der Partnerchöre begrüßen zu können.«
Des Weiteren finden von Zeit zu Zeit gemeinsame Proben im Bürgerzentrum Karben oder im Saalbau Bornheim statt, bei denen alle drei Erwachsenen-Chöre zusammenkommen. »Diese Gemeinschaftsproben sind wichtig, damit der Gesamtklang stimmt und die einzelnen Stücke zu einem Ganzen zusammengefügt werden«, betont Katrin Buol-Wischenau, 1. Vorsitzende von Pro Musica.
Gewollter Bruch mit klassischer Aufführung
Unterstützt wird Chorleiter Steffen Bücher beim Projekt von Ehefrau und Sopranistin Marion E. Bücher-Herbst, die bei den Konzerten die Solopartien des Gabriel singen wird und bei den Proben einzelne Stimmen schult. Unterstützt wird der Dirigent zudem von Pro-Musica-Altistin Marianne Osbahr, welche die gesangliche Entwicklung der Chormitglieder durch Stimmbildungseinheiten fördert.
Für Chorleiter Bücher steht fest: »Wir werden dieses großartige Werk nicht von der ersten bis zur letzten Note auf die Bühne bringen, sondern behutsam kürzen.« Der Grund: »Man kann nicht in der Jetztzeit, wo sich die Schöpfung, unser Planet, so verletzlich und verletzt zeigt, einfach die »Schöpfung« als sozusagen museales Werk unkommentiert aufführen.« Für den – gewollten – Bruch mit der klassischen Aufführungstradition stehen die beiden Kinder- und Jugendchöre. »So, wie ganz aktuell unsere Kinder uns fragen, welche Welt wir ihnen da bitte schön hinterlassen, werden sie das auch am Konzertabend tun.« Natürlich auf musikalische Art. In der ersten Programmhälfte singen die Erwachsenen-Chöre und die Solisten den ersten Teil der »Schöpfung« und fast den kompletten zweiten Teil des Werkes. In der zweiten Konzerthälfte erklingt das Ende des zweiten Teils der »Schöpfung« und dann gehört die Bühne für eine Viertelstunde den beiden Jugendchören. Die Mainzer Konservatoriums-Sängerinnen und -Sänger stimmen Michael Jacksons »Earth Song« an. Und »La Cappella« musizieren zwei Neukompositionen zum Thema Klimawandel, die sie gerade auf der Bundesgartenschau in Mannheim uraufgeführt haben.
Vereint musizieren die beiden Ensembles dann das Schlussstück des Musicals »PlastiXX«, in dem es unter anderem um die Plastikverschmutzung der Erde geht. Komponiert hat dieses Werk Marion E. Bücher-Herbst. Die Nachwuchschöre kommentieren zudem ihre Stücke. »Sie halten der Erwachsenen-Welt den Spiegel vor und kritisieren deren Umgang mit der Schöpfung«, kündigt Beatrix Rinkart an.
Das große Finale, Haydns Schlusschor »Singt dem Herren alle Stimmen«, bestreiten dann sämtliche Ensembles gemeinsam. Von Christine Fauerbach