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Wo der Kärber zum Narren wird – KSG Groß-Karben verleiht in Karnevalszeit die Kostüme der Weiberfastnacht

Karben. „Ich habe nichts anzuziehen“ – dieser weibliche Standardsatz kann in Karben während der Faschingszeit keinen Anlass zum Shopping-Wahn geben. Frau muss nur die richtige Adresse kennen: Bahnhofstraße 39 in Groß-Karben. Dort bietet die Abteilung Weiberfastnacht der Kultur- und Sportgemeinschaft 1920 (KSG) hunderte von Faschingskostümen zum Verleih an. Wenn die Narren das Regime führen, wollen feierlustige Frauen schließlich noch einen Tick besser gekleidet sein als im Alltag.

Jeden Dienstag und Donnerstag während der Kampagne helfen zwei Damen des Vereins die Qual der Wahl zu mindern. „Am beliebtesten ist das Dirndl“, sagt Birgit Brunotte. Das bayerische Trachtenstück hängt glücklicherweise in zahlreichen Exemplaren an den Stangen, denn die Kostüme stammen überwiegend von Auftritten bei der Weiberfastnacht vergangener Jahre. Da der Elferrat jährlich ein neues Motto hat, werden auch jedes Mal neue Kostüme genäht und landen anschließend im Fundus. Türkis schillernde Netzhemden, die den Elferrat einstmals als Meerjungfrauen darstellten, Zweiteiler im Hippie-Stil oder ein Hauch von Tüll für Freizeit-Bauchtänzerinnen hängen neben gepunkteten Clownsanzügen und Nonnenkutten. Hinter denen lässt sich etwaiges Hüftgold ebenso geschickt verbergen wie unter afrikanischen Walle-Kleidern.

Weniger komfortabel scheint eine Kreation aus Kunstleder mit einer überdimensionalen Schnalle, in der ein Vereinsmitglied schon als Handtasche ging. Aber warum nicht? „Sehr gerne werden auch die Petticoat-Kleider mit Pünktchen ausgeliehen, in denen sich wohl gut Rock ’n’ Roll tanzen lässt“, sagt Angelika Zwenke.

Vor einem großen Spiegel kann sofort geprüft werden, ob der Hüllenwechsel funktioniert. Fühlt frau sich besser als Mary Poppins oder als Pippi Langstrumpf? Oder sollte in diesem Jahr Mut zur Hässlichkeit angesagt sein? Die Vogelscheuche oder das Neandertalerfell bieten sich an. Außer kompletten Kostümen gibt es auch einzelne Blusen, Hosen, Jacken und andere Einzelteile wie Hüte, Perücken und Mützen aller Art. Einige Teile stehen auch zum Verkauf. Da der Fundus sich jährlich um etwa 30 Kostüme erweitert, werden regelmäßig Teile ausgemustert und an eine soziale Institution verschenkt. „Die Behinderten haben uns schon tolle Briefe geschrieben, weil sie sich so über die Kostüme gefreut haben“, sagt Helga Wagner, die seit vielen Jahren den Kostümverleih mitorganisiert.

Acht Tage kann ein Kostüm ausgeliehen werden, es muss gereinigt oder gewaschen in den Fundus zurückkommen. Ein Kleid kostet 15 Euro, Blusen oder Röcke fünf Euro. Ebenso viel muss für eine Kaution bezahlt werden, die gibt es aber zurück. Normalerweise sind die Faschingsweiber in der Ausleihe in der Überzahl, natürlich können aber auch Männer zur Ausleihe kommen.