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Wort zum Sonntag: Die frohe Sommerzeit

Geh aus, mein Herz, und suche Freud / in dieser lieben Sommerzeit / an deines Gottes Gaben; / schau an der schönen Gärten Zier / und siehe, wie sie mir und dir / sich ausgeschmücket haben.

Dieses fröhliche Lied von Paul Gerhardt ist ein Lied über die Schönheit des Sommers und die Freude des Singens, über Himmel und Erde und wie alles von Gott abhängt und zusammengehört. Wir werden eingeladen, uns aufzumachen und die Freude zu suchen. Wir sind eingeladen, nicht nur das Traurige und Negative zu sehen, sondern auch die Schönheit der Natur und des Lebens. Dieses Schöne ist ein Geschenk Gottes, für das wir zutiefst dankbar sein können. Gerhardt dichtet dieses Lied kurz nach Ende des 30-jährigen Krieges, in einer Zeit, als Städte und Dörfer beschädigt, Landstriche verwüstet und die Menschen an Leib und Seele schwer gezeichnet waren. „Bleib nicht gefangen in deiner Traurigkeit“, singt Gerhardt, „steh auf und schau dich um: Es gibt mehr und anderes als deine Not.“ Wir sind eingeladen, nicht Zuhause sitzen zu bleiben, sondern uns aufzumachen und die Freude zu suchen, unsere Augen und Herzen für die Schönheit der Natur zu öffnen, die Gottes Schönheit widerspiegelt.

„Für mich und dich“ haben sich die Blumen, Sträucher und Bäume schön gemacht, sagt er. Jeder Garten ist wie ein Geschenk. Ein Geschenk, das wir zu jeder Jahreszeit neu bestaunen können. Wenn wir im Garten arbeiten, ist das keine Garantie dafür, dass Pflanzen wachsen und gedeihen – sie verweisen uns auf unsere Grenzen und damit zugleich auf Gott: Ohne Gottes Segen kommen wir nicht weiter. Das Gelingen liegt nicht in unserer Hand, sondern gerade unsere Gärten machen uns demütig und lassen uns sagen: „Alles ist an Gottes Segen und an seiner Gnad gelegen“.

Paul Gerhardt beschreibt die Tiere. Wir sehen die Vögel vor uns, wie sie ihre Jungen im Nest füttern. Wir hören ihre unterschiedlichen Stimmen. Wir können uns erinnern, wie aufregend es ist, einem Reh im Wald zu begegnen. In solchen Momenten spüren wir die Großartigkeit der Schöpfung, in die wir einbezogen sind, ein Geschöpf unter vielen verschiedenen. Wir sehen in inneren Bildern vor uns, was wir bei so manchen Spaziergängen und Wanderungen genossen haben: den plätschernden Bach mit seiner angenehmen Kühle, die Schafherde mit dem Hirten. Das gleichmäßige Summen der Bienen, bis es im Blütenkelch genussvoll verstummt.

Auch das Austreiben des Weinstocks und das Reifen des Getreides sind immer wieder schön anzusehen. Ebenso genießen wir die Beeren und Früchte mit ihrem süßen oder auch sauren Geschmack auf unserer Zunge.

All das sind Zeichen, dass Gott Jung und Alt „überfließend labt“. Gott tut uns Gutes, und begabt auch uns Menschen mit so manchem Gut, mit gesunden Gliedern, mit Fähigkeiten, mit „Begabungen“, mit Möglichkeiten, die wir nutzen können.

Nutzen wir die Sommerzeit dazu, in der Natur Gott zu suchen und den Schöpfer des Himmels und der Erde zu loben.

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann, Ev. Heilig-Geist-Gemeinde Bad Vilbel – Heilsberg