Veröffentlicht am

Zauber der Natur – Rosskastanie auf dem Schäferköppel ist seit eh und je ein beliebtes Ausflugsziel

Karben. Jetzt blüht sie am Schönsten: Die Rosskastanie Aesculus hippocastanum, Naturdenkmal auf dem Schäferköppel bei Kloppenheim. Seit mehr als hundert Jahren breitet sie dort oben auf dem Aussichtspunkt ihr Blätterdach aus, spendet im Sommer Schatten und trotzt im Winter den kalten Winden.

Radfahrer, Wanderer und Spaziergänger machen Rast im Schatten ihrer mächtigen Krone, Liebespaare sitzen auf Bänken und junge Leute treffen sich. Weit sieht man von der Anhöhe über das Land, bei klarer Sicht reicht der Blick bis in den Vogelsberg, Spessart, zum Greifen nahe ist der Taunus.

Es ist ein Aussichtspunkt mit Tradition – alte Kloppenheimer wie der Landwirt Franz Unger kennen ihn unter den Namen „De zwa Beem“. Bis in die 60er Jahre standen zwei Kastanien-Veteranen auf der Schäferköppel, die zur Nieder-Erlenbacher Gemarkung zählen. Ein Baum musste gefällt werden, weil er nicht mehr standsicher war. Der Blitz hatte in ihn eingeschlagen und sein Wachstum gehemmt. Doch die verbliebene Kastanie hat wieder Gesellschaft bekommen, vier junge kräftige Bäume tragen schon ein grünes Blätterdach. Die Windräder am Geleitsweg und Galgenberg sind erst in jüngerer Zeit dazu gekommen.

Gepflanzt wurde die alte Kastanie um 1900 herum, vielleicht in Erinnerung an Kaisermanöver, die in wilhelminischen Zeiten häufig vor den Toren Bad Homburgs stattfanden. Zeitgenössische Quellen berichten, dass die Truppen zwischen Ober- und Nieder-Erlenbach, Okarben und Kloppenheim aufzogen – die Schäferköppel als idealer Feldherrnhügel wird dabei nicht ausgespart gewesen sein.

Vielleicht wurde die Rosskastanie aber auch lediglich als „Brotbaum“ gepflanzt, um die Früchte an Pferde und Schweine zu verfüttern. Die Schäferköppel diente den Nieder-Erlenbacher Bauern über Jahrhunderte als Weide, darauf weist der Gemarkungsname hin.

Wenn der Kloppenheimer Lokalhistoriker Willi Malcharczik die Kastanie besucht, hält er auch Ausschau nach alten Grenzsteinen. „Hier stoßen die Gemarkungsgrenzen von Kloppenheim und Frankfurt aufeinander“, erklärt er. Vor dreihundert Jahren hatte die Deutschordens Commende Kloppenheim ihr Land mit Grenzsteinen markiert. Fast nicht mehr zu erkennen ist der beschädigte Grenzstein zu Füßen der alten Kastanie. Besser erhaltene Steine tragen auf der Frankfurter Seite ein „F“, ein „CC“ für Commende Cloppenheim. Das Alter der Kastanie kann man nicht an Jahreszahlen ablesen, auch nicht an der Höhe der Krone, sondern am Wachstum des Stammes. Drei Armpaare braucht es, um ihn zu umfassen. Auch der gegabelte Stamm zeugt vom Alter der Kastanie. Wer ihn umrundet, entdeckt eine Baumhöhle, durchzogen von Querverstrebungen aus Menschenhand. Hier waren die Baumpfleger des Frankfurter Umweltamtes tätig, um die Kastanie zu stabilisieren.