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Sie laufen gegen die Sucht – Sport-Großereignis bringt über 2300 Läufer an den Start im Stadion an der Waldhohl

Karben. Andreas Bartoschek (16) stützt seine Hände auf die Knie und ringt nach Atem. Er ist völlig erschöpft, hat er doch als Erster beim Ein-Kilometerlauf der neunten Klassen die Zielgerade passiert. „Eigentlich wollte ich die fünf Kilometer laufen“, sagt er. „Aber ich war länger krank und konnte nicht trainieren“. Seine Gegner hat er trotzdem beim Lauf übers Karbener Feld, bis in den Wald und zurück, weit hinter sich gelassen.

Andreas ist einer von mehr als 2300 Läufern, die beim ersten Karbener Lauf gegen Sucht an den Start gegangen sind. Gedrängelt wurde am und um den Startpunkt am Stadion an der Waldhohl trotzdem nicht. Die Schüler und anderen Läufer liefen jeweils in kleineren Gruppen und verteilten sich an den vielen Ständen und Bewegungsstationen des Schulsportfests der Sportjugend Hessen auf dem Gelände der Kurt-Schumacher-Schule (KSS).

Dort konnten Kisten gestapelt, an Wänden hoch geklettert, Skates gefahren, Fußball und Basketball gespielt und ausprobiert werden, wie es sich mit 0,8 Promille Auto fährt – am Fahrsimulator natürlich. Wie man sich nach der Einnahme von anderen Drogen fühlt, testeten die Jugendlichen im Rauschbrillenparcours.

Sofia Redeker (15) und Lea Schweitzer (14) waren vor dem Start des Fünf-Kilometerlaufs siegessicher: „Wir wollen gewinnen.“ Schließlich trainierten sie seit neun und fünf Jahren wöchentlich. „Keiner wird langsamer laufen als ich“, versicherte dagegen Kunstlehrerin Angelika Beck in Sportmontur.

Und sie sollte Recht behalten: Beim 1000-Meter-Lauf lief sie als Letzte ein – immerhin, die meisten der anderen Lehrer nahmen als Aufseher statt als Läufer teil. Im Vorfeld ordentlich geschwitzt hatte allerdings Sportlehrer Wolf Meier mit seinen Schulklassen. „Vor 14 Tagen habe ich sie einmal die 1000 Meter laufen lassen“, sagte er. „Damit sie ein Gefühl für die Strecke dafür bekommen“. Laufen stünde bei ihm immer schon auf dem Trainingsplan.

Für Laura Rosanowski (12) wäre der Lauf beinahe frühzeitig vorbei gewesen. „Ich habe meine Startnummer verloren“, sagte sie. Damit sie doch noch mitlaufen konnte, malte ihr Nicola Piesch kurzerhand die Nummer selbst auf das T-Shirt. Und die Lehrerin war nicht die Einzige mit einem Stift in der Hand: Trend unter den Schülern war es, so viele Unterschriften wie möglich auf ihren Lauf-Shirts zu sammeln. Da durfte auch die Unterschrift des Lateinlehrers Jürgen Gottwald auf dem Shirt von Marvin Schuch (13) nicht fehlen.

„Alle drei Jahre veranstalten wir ein Sport-Großereignis“, erklärte KSS-Schulleiter Hans-Jobst Krautheim. Der Lauf gegen Sucht sei aber neu und in Zusammenarbeit mit der Stadt Karben unter Schirmherrschaft der Bundestagsabgeordneten Nina Hauer und des Bürgermeisters Roland Schulz (beide SPD) entstanden. Ziel sei es, auf die Gefahren von Tabletten-, Alkohol-, Drogen- und PC-Sucht hinzuweisen und die Schüler zu mehr Bewegung zu ermuntern.