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Sie wehren sich – Rippen und Adam weisen Vorwürfe zurück: Privates beeinflusst Dienstliches nicht

Karben. Viermal seit 2002 hat die Staatsanwaltschaft gegen den Umweltamtsleiter Thomas Adam ermittelt – und jedes Mal wurde das Verfahren eingestellt. Dennoch wurde im Zuge der Ermittlungen zur Gronauer Erddeponie jüngst erneut Kritik laut. Die weist Adam nun zurück: Alles sei stets mit rechten Dingen zugegangen, den Kritikern wirft er Lügen und Missgunst vor: „Mein Job ist es halt, den Leuten auf die Füße zu treten.“

In Karben leitet er seit vielen Jahren das Umweltamt, privat kümmert er sich seit 1998 mit seiner eigenen Firma nebenher um Umweltprojekte – weder für Thomas Adam selbst, noch für seinen Vorgesetzten, Umweltstadtrat Gerd Rippen (Grüne), ist das ein Problem. „Der Vorwurf ist völlig haltlos, dass er private Tätigkeiten den dienstlichen Aufgaben vorangestellt habe“, erklärt Rippen. Adam leiste „exzellente“, „außergewöhnliche“ Arbeit, die in der Wetterau kein zweites Mal zu finden sei.

Kühl ist die Stimmung während der Pressekonferenz. Dass Adams Name in der Berichterstattung „so direkt genannt“ und dass er selbst nie gefragt worden sei, kritisiert Rippen. Stattdessen seien „die Aussagen des Denunzianten“ stärker gewichtet worden als die Stellungnahme der Stadt. In der FNP hatte Landwirt Karlheinz Hess Adam vorgeworfen, städtisches Material für seine Privatfirma genutzt zu haben. Weitere Kritiker warfen Adam vor, die Naturschutzarbeit der Kommune zu vernachlässigen. Stadt-Sprecherin Susanne Schubert und Anwalt Bruszynski hatten Stellungnahmen zunächst abgelehnt. Nun äußert sich Adam, geht in den Angriff über: Die Aussagen von Karlheinz Hess seien „einfach falsch“, schließlich seien die Ermittlungen gegen ihn eingestellt worden, nachdem er Beweise zu seiner Entlastung vorgelegt habe.

Dreimal – 2001, 2002 und 2008 – habe dabei die Staatsanwaltschaft ermittelt, 2003 das Rechnungsprüfungsamt die dienstlichen Belange und Materialflüsse geprüft. Er habe in Karben nie Projekte betrieben, die dem Umfang seines Wirkens in Bad Vilbel entsprächen, sagt Adam.

Dass er in Karben stets auf eine strikte Trennung zwischen Beruflichem und Privatem geachtet habe, belegt der Amtsleiter am Beispiel von Weideland auf Naturschutzflächen: Das habe er 2001 zunächst allen Ortslandwirten zur kostenlosen Nutzung angeboten. Nachdem niemand interessiert gewesen sei, habe er selbst eine Rinderzucht aufziehen wollen. Es sei üblich, dass die Stadt als Eignerin der Flächen junge Bäume mit Drahtzaun schütze. „Diesen Service bekommen alle – ich habe den Zaun aber privat selbst angebracht“, sagt Adam.

Daher weist Stadtrat Rippen die Vorwürfe zurück, der Amtsleiter habe Stadtmaterial für seine Privatfirma eingesetzt: „Der Vorwurf ist abartig, Herr Adam habe geklaut.“ Das Rechnungsprüfungsamt habe ermittelt, dass alles korrekt gelaufen sei. Jedoch könne er „nicht sagen, dass ich alle Waren überprüft habe“, schränkt Rippen ein.

Dass sich im Zusammenhang mit den Gronauer Ermittlungen nun Kritiker zu Wort meldeten, erklärt Anwalt Bruszynski: „Herr Adam hat eine exponierte Stellung, da mag es Neider geben.“ Solch einen macht Adam in Roggau aus: Mit Karlheinz Hess habe er zunächst gut zusammengearbeitet, berichtet Adam. Aus Hess’ Tätigkeit in Adams Amt heraus sei auch die Idee der Rinderzucht in einer gemeinsamen, privaten GbR entstanden. Dann habe es „Stress mit Hess“ gegeben. Nach „Beleidigungen und Bedrohungen“ habe kein Mitarbeiter mehr mit dem Roggauer zusammenarbeiten wollen.

Berichte über diese Probleme „kamen erst nicht bei mir an“, berichtet Adam, „weil man wohl dachte: ,Der arbeitet mit Hess zusammen, da ist er nicht der richtige Ansprechpartner.‘“ Als er kurz darauf von den Problemen erfahren habe, sei die Situation bereits eskaliert. Hatte hier die private Nebentätigkeit Adams nicht offensichtlich negativen Einfluss auf seine städtische Arbeit? „Das wird unwichtig, wenn sofort gehandelt wird, wenn es von jemand anderem mitgeteilt wird“, nimmt Stadtrat Rippen den Amtsleiter in Schutz.

Auch wenn die Stimmung zwischen ihm und Hess bis heute schlecht sei, wolle er „das nicht weiter verfolgen“ und nicht gegen den Landwirt vorgehen, sagt Adam. „Herr Hess braucht keinen Richter, sondern einen Therapeuten.“

Und wie erklärt sich Adam die Kritik am Pflegezustand der städtischen Naturschutzflächen? Seit fünf Jahren habe sein Amt das gleiche Budget, bekomme aber immer mehr Aufgaben, erklärt Adam, „da müssen wir die Leistungen herunterfahren“. Derzeit arbeitet Thomas Adam nach eigenen Angaben im Umfang einer Dreiviertelstelle. Seine Firma „Terranova“ erfreue sich „bester Gesundheit“. (den)